Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Dezember 2017, 18:00 Uhr

0664

Otto Muehl*

(Burgenland 1925 - 2013 Portugal)

„o.T.“
1988
Bitumen auf Leinwand; gerahmt
89,5 x 89,5 cm
Rückseitiger Künstlerstempel: Muehl Stempel 2000

Provenienz

2003 direkt aus Sammlung Friedrichshof erworben;
seither Privatsammlung, Wien

Diese Arbeit war Teil der Sammlung III der Sammlung Friedrichshof und wurde im Jahr 2000 vom Künstler per Stempel nachsigniert.

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000

Anknüpfend an die Materialbilder der frühen 1960er Jahre und einer „Dekonstruktion von Farbe und Leinwand auf den direkten Materialwert“ (Hubert Klocker in: Otto Muehl. Sammlung Leopold. Ausstellungskatalog, Leopold Museum, Wien 2010, S. 25) kehrt Otto Muehl in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre zurück zu einer gegenstandslosen Malerei, in der es um Materialität und Struktur geht. Parallel dazu entsteht aber auch die Werkserie „Vincent“, in der er farbig expressiv anhand der Thematiken Vincent Van Goghs, den klassischen Kanon der europäischen Kunstgeschichte ironisch thematisiert und comichafte Bilder mit flächigem Farbauftrag, extrem betonten Umrisslinien sowie einer artifiziellen Farbigkeit. Die Gleichzeitigkeit unterschiedlichster Ausprägungen in seinen Arbeiten begleitet den Künstler schon von seinen Anfängen an und findet in den 1980er Jahren einen weiteren Höhepunkt.

Der pastose Farbauftrag, in diesem Fall ist es Bitumen, wächst über die zweidimensionale Fläche der Leinwand hinaus. Bitumen, ein zähflüssiges Kohlenwasserstoffgemisch, fand schon in der Antike in der Kunst Verwendung, da man in die noch nicht ganz ausgehärtete Masse feine Reliefs ritzen konnte. Diese Eigenschaft der Viskosität und Klebrigkeit macht sich auch Otto Muehl zugute. An zentraler Stelle im Bild lässt er das Bitumen herunterrinnen und in dieser Bewegung erstarren wodurch dieser Vorgang gleichsam zum Bildinhalt wird. Betont wird dadurch außerdem die zentrale Kreisform, die der Erdkugel gleich im schwarzen All zu schweben scheint, beleuchtet von Silberkegeln, die sich von oben und unten ins Bild hineinschieben. Muehl schließt nunmehr auf eine „ganz andere, viel transparentere und offenere Weise auf die Materialbilder und Gerümpelkonglomerate der Jahre zwischen 1961 und 1963 an“ (Klocker, S. 31). Er testet verschiedene gestische Möglichkeiten und wählt das Material mit der „Souveränität und Sicherheit jener ästhetischen Freiheit, die auch von ihm selbst in den formalen Revolutionen der 1960er Jahre erkämpft wurde.“ (Klocker, S. 31) (Sophie Cieslar)