Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Dezember 2017, 18:00 Uhr

0661

Hans Staudacher*

(St. Urban 1923 - 2021 Wien)

„Figur“
1953
Mischtechnik auf Hartfaserplatte; gerahmt im Originalrahmen
116 x 96 cm
Signiert und datiert links unten.
Rückseitig signiert und datiert: H. Staudacher 53

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 72.550 (inkl. Gebühren)

Ausgehend von den Arbeiten der Jahre 1950 bis 1951, wo noch Natursujets ablesbar waren, entwickelt sich die Malerei Hans Staudachers in den Folgejahren immer mehr in Richtung flächiger Geometrie. Das erste großformatige (85 x 360 cm) Ölbild, „Reiterei“, 1951 entstanden, gilt als Schlüsselwerk dieser Übergangszeit und leitet eine wichtige Phase im Schaffen des Künstlers ein, die als Grundlage des gestisch-skripturalen späteren Werkes dient.

1953, im Entstehungsjahr unseres Bildes, findet eine Einzelausstellung in der Neuen Galerie am Joanneum in Graz statt und im selben Jahr kommt es zur ersten internationalen Ausstellungsbeteiligung Staudachers am Carnegie Institute in Pittsburgh, USA. 1956 ist der Künstler mit seinen Werken bereits auf der Biennale in Venedig vertreten und in der Ausstellung „Kunst aus Österreich“ im renommierten Stedelijk Musem in Amsterdam.

„Malerei und Poesie erzählen nicht mehr, sie handeln.“ (Hans Staudacher. Schrift und Geste. Die Fünfziger Jahre, München 1991, S. 7) Diese Handlung gilt es auf der Leinwand einzufangen und dabei gleichzeitig eine neue Realität zu erschaffen, Ziel ist es, ein Momentum in seiner Beweglichkeit und zeitlichen Dimension zu beschreiben und zu erfassen.

„Figur“ ist eine typische Arbeit aus der frühen geometrischen Periode, in der sich der Künstler intensiv mit dem Phänomen Raum auseinandersetzt. Zur Bildmitte hin verdichten sich die Formen zu einer schwer deutbaren Gestalt. Viereckige Felder schieben sich ineinander, bilden Überlagerungen unterschiedlicher farblicher Schattierungen. Hier taucht ein verhaltenes Blau in Kombination mit gedecktem Gelb und herausleuchtendem Rot auf und bildet einen frischen Kontrast zu den erdigen Tönen des Umfelds der Figur. Umrissformen werden mit schwarzem Pinsel gezogen oder in einer nach vorne gelagerten Ebene in die feuchte Farbe geritzt, an manchen Stellen in feinem Rot noch zusätzlich betont. Schwer gewichtig kommen die kohleschwarzen Farbfelder daher, deren Dichte im Kontrast zur lichten Helligkeit so manch beiger Zone steht. Beweglichkeit kommt durch schräggestellte Linien ins Bild und durch den Eindruck, dass die Farbquadrate wie übereinander geschichtete Bauklötze in Balance gehalten werden, dieses ephemere Gleichgewicht aber jederzeit verlieren könnten. Hinzu kommt die durch den abgestuften Farbverlauf entstehende Vibration der einzelnen Flächen, die im Gegensatz zum tektonischen Bildaufbau steht. (Sophie Cieslar)