Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Dezember 2017, 18:00 Uhr

0634

Ernst Fuchs*

(Wien 1930 - 2015 Wien)

„Die Nixe“
1983
Pastell auf Büttenpapier; gerahmt
75,5 x 55,5 cm

Provenienz

aus der Familie des Künstlers, Wien

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 29.040 (inkl. Gebühren)

Waren für Ernst Fuchs bei seinen ersten künstlerischen Schritten Peter Paul Rubens und Michelangelo die wichtigsten Vorbilder, treten nach Kriegsende andere Künstler in seinen Fokus. Er nennt hier Alexander Rothaug, Ivan Meštrović und vor allem Gustav Klimt. „Sicher ist die völlige Ungestörtheit der ersten Jahre ein Vorteil für meine spätere Entwicklung gewesen. Denn ihr verdanke ich die Immunität gegenüber den später von allen Seiten auf mich eindringenden modischen Einflüssen. Mein Widerstand gegen das, was man abstrakte Kunst nennt, war nicht von prinzipieller Art... In den Gemälden Gustav Klimts sah ich, daß diese Form des Ausdrucks innerhalb einer Gemäldes als gleichsam ‚musikalische Schrift’ aufgenommen war.“ (Richard P. Hartmann (Hg.). Fuchs über Emst Fuchs. Bilder und Zeichnungen von 1945–1976, Wien 1977, S. 42) Auch in seinem späteren Werk greift Fuchs wieder zurück auf diesen abgespeicherten Formenschatz und die ornamentale Geometrisierung der „Goldenen Periode“ Gustav Klimts.

Klimts „Bewegtes Wasser“ oder „Wasserschlangen II“ könnten für die „Nixe“ Pate gestanden haben. Schon in der Ikonographie der Symbolisten um 1900 spielten Unterwasserwesen eine bedeutende Rolle. Sie stehen als Sinnbild für das Unterbewusste für die unerforschten Tiefen menschlicher Wesen und waren gleichzeitig auch eine Möglichkeit weibliche Erotik darzustellen ohne der öffentlichen Kritik ausgeliefert zu sein. Auch im Schaffen Ernst Fuchs’ spielen geheimnisvolle Frauen von Anfang an eine große Rolle: sei es die verführerische Eva, die Nymphe Daphne, die in einen Baum verwandelt wird, und die geheimnisvolle Sphinx; rätselhaft schön bevölkern sie die Bildwelten des Künstlers. Eine Hommage an Klimts Ornamentik findet sich in den runden vielfarbigen Formen rechts der Figur und den parallel gesetzten Linien im unteren Bildteil, die die Figur umspielende Wellen versinnbildlichen. Auch der laszive Gesichtsausdruck der Nixe mit den gesenkten Augenlidern hat viel mit der Erotik der Klimt’schen Wassergeschöpfe gemein. Das „Urbild“ der Frau soll „aufs neue sichtbar werden“ (Wieland Schmied, Malerei des Phantastischen Realismus der Wiener Schule, Wien-Hannover-Bern 1964, S. 41) und kann in diesem zarten, ätherischen Wesen, das aus der Unterwasserwelt auf uns blickt, wieder gefunden werden. (Sophie Cieslar)