0832
Ahmet Oran
(Canakkale 1957)
„o.T.“
2017
Öl auf Leinwand; ungerahmt
160 × 140 cm
Rückseitig signiert und datiert: A. Oran. 2017
Foto: Rudi Froese photography
Schätzpreis: € 8.000 - 16.000
Meistbot: € 13.000
Auktion ist beendet.
Es ist ein neues Bild voller Spannung, informell geordnet, gekämmt, ja aufgeschnitten in einem Karo, das den vielschichtigen farbigen Malgrund zügig durchfährt und ebenso deutlich wie differenziert freigibt. Das Quadrat, das die breiten Furchen im Wechselschritt markieren, wird an seinen Schnittpunkten durch sich kreuzende dünne Linien elastisch zusammengehalten. Punkto Farbe tendiert die Arbeit zu einer sensibel gehandhabten Monochromie, zu einer von einem bestimmten Grundton getragenen Farbskala und einem Malgrund, in dem sich Türkis, Grün, Blau, ein wenig Rosa und Weiß in vielerlei Mischungen und Überlagerungen begegnen.
Farbe und Licht kommen zu ihrem Recht. Dem impressionistischen Vibrato des „randlosen“ Bildes stehen unübersehbar schwarze Freilegungen entgegen, Farbbahnen, die durch ein breites Abziehen dickwandiger Farbe in Streifen entstehen, das an das gleichartige Schälen und Abziehen von Baum – oder Astrinden denken lässt.
Der heute sechzigjährige Künstler, der 1980 nach einem Studium in Istanbul aus der Türkei nach Wien übersiedelte und nach anfänglichen Studien bei Carl Unger an der „Angewandten“ 1987 die Meisterklasse von Adolf Frohner erfolgreich abschloss, hat sein Talent eines Vollblutmalers immer unter Beweis gestellt. Informeller Farborgiastik und abstraktem Expressionismus abgeneigt interessierte ihn Malerei als subtil verdichteter Prozess einer Bildfindung ohne Gegenstand und äußeren Anlass, als hoch konzentrierter Vorgang im Umgang mit Farbe, die als Materie begriffen und sich in der Komposition, in der Autonomie ihrer Wertigkeiten im Bild niederschlägt.
Oran verdankte seine Entdeckung als Maler und den Start zu einer beachtlichen Laufbahn seiner 1995 erfolgten Teilnahme am Kunstwettbewerb der ehemaligen Bau Holding AG , heute STRABAG, bei dem er gegen eine Konkurrenz von 257 Teilnehmern den 2. Preis erhielt. Ausstellungen der Galerie Lukas Feichtner, Wien, und der Linzer Neuen Galerie (heute LENTOS) machten über die 1990er Jahre seinen Namen über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt und legten den Grundstein für seine anhaltende internationale Karriere mit Kultstatus in Istanbul.
P e t e r B a u m