Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

20. Juni 2017, 18:00 Uhr

0297

Albert Birkle*

(Berlin 1900 - 1986 Salzburg)

„Winter in Tirol“
1926
Öl auf Karton
52 × 73 cm
Signiert rechts unten: A. Birkle 26
Rückseitig bezeichnet: A. Birkle / Winter in Tirol

Provenienz

Neue Galerie München, direkt vom Künstler erworben, bis 1977;
Privatbesitz, Deutschland

Wir danken Roswita und Viktor Pontzen, Archiv und Werkbetreuung Albert Birkle, für die freundliche Unterstützung und die wertvollen Hinweise. Das Bild wird mit der vorläufigen Werk-Nr. 544 in das in Vorbereitung befindliche erweiterte Werkverzeichnis aufgenommen.

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 29.040 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

In der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre nehmen die expressiven Züge in Birkles Bildern ab und der Einfluss der Neuen Sachlichkeit ist deutlich zu erkennen, in deren Rahmen die Motive etwas Starres aber gleichzeitig auch Geheimnisvoll-Magisches annehmen. Scharfe, kantige Umrisse wie die spitz zulaufenden Dächer der Häuser werden von schattenhaften Silhouetten und stark geschwungenen Linien kontrastiert und verleihen den Landschaften Albert Birkles eine oftmals spukhafte, geisterhafte Stimmung. In den horizontal angeordneten, in schemenhaftem Blau verschwimmenden Berghängen sind Anklänge an die Werke der Niederländer, die der Künstler sehr bewunderte, aber auch an die romantischen Landschaften Caspar David Friedrichs zu erkennen, wobei den wenigen Menschen, die (wenn überhaupt) Birkles Landschaften bevölkern, nur Statistenrollen zukommen.

So auch in der “Winterlandschaft von Ladis in Tirol”: Der Betrachter überblickt die Weite der Landschaft von einem nicht definierten, höheren Standpunkt aus. Schnee, Dunst und Regen bieten Birkle eine größere Stimmungsvielfalt als Szenerien im hellen Sonnenlicht, was einen weiteren Teil zu der eher melancholisch-magischen Stimmung beiträgt, die seine Landschaften vermitteln. In dieser Schaffensphase zieht sich Birkle zum Malen gerne in den süddeutschen Raum und nach Tirol zurück; hier findet er verwinkelte Kleinstädte, verwunschene Wälder und Gehöfte sowie bizarre Gebirgsketten, die ihm märchenhafte Kulissen für seine Bilder liefern. In diesen ist die Harmonie von Natur und Zivilisation zwar noch vorhanden, doch klingt in den starren Landschaften stets auch die Angst vor dem drohenden Verlust von Frieden und Schönheit im Angesicht der politischen Wirren mit.
(Ina Waldstein)