Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

20. Juni 2017, 18:00 Uhr

0296

Norbertine Bresslern-Roth*

(Graz 1891 - 1978 Graz)

„Stille Gasse“
1965
Öl auf Jute
90 × 90 cm
Signiert links oben: Br· / R / o / t / h
Rückseitig auf Etikett eigenhändig bezeichnet: Stille Gasse / Öl / N. V. Bresslern-Roth Graz
Originalrahmen

Provenienz

Privatbesitz, Steiermark

Ausstellung

2003 Graz, St. Veiter Schlössl, Kat. S. 100

Literatur

Helene Martischnig, Norbertine Bresslern-Roth (1891-1978). Das malerische Werk, Dipl.-Arb., Graz 1994, Abb. 290
Michael Stoff, Bresslern-Roth. Eine Hommage im St. Veiter Schlössl zu Graz, 2003, Abb. S. 100;
Christa Steinle (Hg.), Norbertine Bresslern-Roth. Tiermalerin, Ausstellungskatalog Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum, 26. 10. 2016 - 17. 04. 2017, WV-Nr. 363, Tafel S. 302

Schätzpreis: € 70.000 - 140.000
Ergebnis: € 144.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Das Motiv des Esels ist bereits früh in den Grafiken der Künstlerin Norbertine Bresslern-Roth vertreten und nimmt einen besonderen Stellenwert ein. Auf einer ihrer Studienreisen nach Istrien, die sie gemeinsam mit ihrem Lehrer Alfred Schrötter von Kristelli unternimmt, entsteht erstmalig das Eselmotiv in Aquarell. Es dauert 18 Jahre bis die Künstlerin dieses Motiv auch in ihren Ölbildern aufgreift. 1928, nach einer Reise nach Libyen, malt sie das erste Ölgemälde mit Eseln. Neben ihren Zeichnungen und Aquarellen dienen ihr Fotos aus dem Alltag in Tripolis als Vorlage. 1945 gestaltet sie - sowohl als Autorin als auch als Illustratorin - ein Kinderbuch, in dem "Der Esel Muscho" die Hauptrolle einnimmt. Werke von Eseln als Nutztiere, die schwere Lasten tragen und harte Arbeit verrichten, entstehen hauptsächlich in den 1960er Jahren. Sie werden zum Sinnbild von Schwermut und von Menschen verursachten Strapazen.

Das Werk "Stille Gasse" zeigt zwei Esel mit hängenden Köpfen in einer schmalen Seitengasse. Sie ruhen sich an diesem schattigen Platz aus. Zur Entlastung der Gelenke und als Zeichen der Entspannung hat der rechte Esel den Huf seines linken Hinterbeines hochgestellt. Auch die zur Seite abgewinkelten Ohren des Tieres suggerieren die Ruhe dieses Augenblicks. Im Vordergrund auf dem Boden machen sich drei Katzen über in Papier eingeschlagene Reste eines Fisches her. Kühn schlängeln sie sich zwischen den Beinen der Esel entlang, um zu der begehrten Beute zu gelangen. Die Esel nehmen von den Katzen keine Notiz - ein weiteres Zeichen für die Alltäglichkeit dieser Szenerie in den Seitengassen der südlichen Stadt, deren helle Sandsteingebäude und Hitze sich im Hintergrund erahnen lassen. (AKE)