Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

19. Oktober 2016, 17:00 Uhr

0996

Tina Blau

(Wien 1845 - 1916 Wien)

„Straße in Malcesine am Gardasee“
1902
Öl auf Holz
51,5 × 29 cm
Signiert und datiert rechts unten: T. Blau / 1902
Rückseitig auf Etikett bezeichnet: Nr: 5 / "Straße aus Malcesine" / Tina Blau

Provenienz

Christie's, New York, 30. April 2001, Nr. 11;
österreichische Privatsammlung

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Meistbot: € 10.000
Auktion ist beendet.

Die 1845 als Tochter eines k.k. Militärarztes in Wien geborene Regina Leopoldine Blau, kurz Tina genannt, zählt zu den bekanntesten Wiener Malerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Entscheidend für die Entwicklung ihres künstlerischen Stils war vor allem die Auseinandersetzung mit Werken der „paysage intime“ der Schule von Barbizon, die sie auf der Münchner Glaspalastausstellung von 1869 sah, sowie die Begegnung mit dem Landschaftsmaler Emil Jakob Schindler. Mit ihm unternahm sie mehrere Studienreisen, u.a. 1873 nach Szolnok in Ungarn und im Sommer 1875 nach Holland. Das ursprünglich gemeinsame Atelier im Wiener Prater nutzte die Künstlerin ab dem Jahr 1879 alleine, da es zum Zerwürfnis mit Schindler gekommen war. Tina Blau legte größten Wert darauf, nicht als eine Schülerin Schindlers gesehen zu werden, sondern als eigenständige Künstlerkollegin, die nicht nur im Austausch mit Schindler, sondern auch im regen Kontakt zu anderen erfolgreichen nationalen und internationalen Landschaftsmalern stand. So wusste sie auch ihre künstlerische Eigenständigkeit zu bewahren, denn mehr als Schindler setzte sie sich mit der französischen Malerei auseinander und legte im Gegensatz zu ihm das Augenmerk nicht auf die Stimmung, sondern auf die gesehene Wirklichkeit. Ihrer Zeit voraus, ging sie unbeirrt ihren Weg und war in einer von Männern geprägten Welt als Künstlerin überaus erfolgreich.

Ein Leben lang pflegte Tina Blau eine ausgeprägte Reisetätigkeit. Selbst als betagte Dame suchte sie in Istrien, Ungarn, Holland, Deutschland und Italien nach neuen Eindrücken und anregenden Lichtstimmungen. Zwei Aufenthalte im Städtchen Malcesine, das am Ostufer des Gardasees liegt, sind dokumentiert. Der erste 1894/95, der zweite 1902, in diesem Jahr ist auch vorliegendes Werk entstanden. Eine von Mauern und Bäumen gesäumte Straße führt durch eine Häuserzeile in die Tiefe. Dieses unspektakuläre Motiv besticht durch seine Klarheit in Form und Farbe. Scheinbar mühelos gelang es Tina Blau das südliche Flair festzuhalten. Sie beherrschte perfekt die Darstellung von Licht und Schatten und schuf mit Hilfe einer sparsamen Farbpalette, die sich auf verschiedene Braun-, Grün- und Blautöne beschränkt, ein Werk von größter Modernität und Wirklichkeitsnähe. (MS)