Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Oktober 2016, 14:00 Uhr

0699

Bernardo Keilhau, genannt Monsù Bernardo

(Helsingborg 1624 - 1687 Rom)

„Junge Frau ein Glas waschend ("Allegorie des Wasser")“
Öl auf Leinwand
97,5 × 73 cm
Rückseitig altes Etikett: No. 333 / Bernhard Keil /…

Provenienz

Sammlung des Duke of Bedford, Woburn Abbey (Hastings William Sackville Russell, 12th Duke of Bedford (1888-1953);
Versteigerung (von dessen Sammlung) Christie’s, London, 19. Januar 1951, Lot 64 (als Velazquez);
Kunsthandel Amsterdam;
Versteigerung Sotheby’s, London, 8. April 1970, Lot 77 (als Keilhau);
Versteigerung Sotheby’s, London, 4. November 1970, Lot 105 (als Keilhau);
Versteigerung Fischer, Luzern, 16-17. Juni 1972, Lot 374;
Privatsammlung, Deutschland

Literatur

Minna Heimbürger, Bernardo Keilhau detto Monsù Bernardo, Rom 1988, S. 218, Nr. 130

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Auktion ist beendet.

Das vorliegende Gemälde stammt ehemals aus der berühmten Sammlung der Dukes of Bedford, Woburn Abbey. Es zeigt ein junges Mädchen in roter Tunika, welches in der Nähe eines Gemäuers unter freiem Himmel ein Glas wäscht. Über einer Kupferschale gießt sie aus einer kunstvollen Keramikkanne das Wasser über ein feingearbeitetes Weinglas. Gerade die Kombination der unterschiedlichen Materialien und die darauf spiegelnden Wasserreflexe demonstrieren die gekonnte Lichtführung des Künstlers. Die ganze Komposition ist meisterlich auf den eigentlich so alltäglichen Vorgang des fließenden Wassers ausgerichtet; die Körperhaltung des Mädchens, ihr konzentrierter Blick und die Armhaltung führen den Betrachterblick schließlich unweigerlich zu dem aus der Kanne über das Glas in das Auffangbecken rinnende Wasser.

Das Gemälde ist ein typisches Beispiel für den aus Dänemark stammenden, in Holland bei Rembrandt ausgebildeten und schließlich ab 1651 in Italien ansässigen Maler, Berndardo Keilhau, genannt Monsu Bernardo. In seinen Werken stellt er vornehmlich Figurenszenen des einfachen Volkes dar. Seine reizvollen Gemälde fangen alltägliche Szenen wie Momentaufnahmen ein und verleihen diesen dadurch eine Erhöhung. So stellt auch dieses Gemälde eben nicht nur ein Mädchen ein Glas waschend dar, sondern kann auch als eine sinnbildhafte „Allegorie des Wassers“ gelesen werden.
Unterstrichen wird diese zusätzliche allegorische Ebene durch die Tatsache, dass vorliegendes Werk eine Einzelfigur aus einer mehrfigurigen Szene mit Küchendienern zeigt, in welcher in der linken Bildhälfte dasselbe Mädchen ein Glas wäscht, während die rechte Bildhälfte von einer über am Boden liegendem Gemüse gebeugten Köchin dominiert wird (vgl. Heimbürger 1988, S. 217, Nr. 127). Das mehrfigurige Werk gilt ebenfalls als „Allegorie des Wassers und der Erde“. Wie Minna Heimbürger in ihrem Werkverzeichnis beschreibt, handelt es sich bei vorliegendem Gemälde wohl um eine Einzelstudie (möglicherweise zu oben genannter Figurenszene), welche dann vom Künstler selbst in ein zweites eigenständiges Werk weiter ausgeführt und vollendet wurde.