Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Oktober 2016, 14:00 Uhr

0691

Otto Marseus Van Schriek

(Nijmegen 1614/1620 - 1678 Amsterdam)

„Blumenbouquet mit Schmetterlingen“
1670er Jahre
Öl auf Leinwand
70 × 54 cm
Signiert und (z.T. undeutlich) datiert unten mittig: O. Marseus D. S. / 167(...) / 7 - 25

Provenienz

Kunsthandel J. Weiner, München;
seit 1988 Privatsammlung, Deutschland

Wir danken Fred Meijer, Rijksbureau voor kunsthistorische Documentatie (RKD), Den Haag, für die Bestätigung des Gemäldes als eigenhändiges Werk Otto Marseus van Schriecks und seine Hilfe bei der Datierung (anhand von professionellen Fotos). / We are grateful to Fred Meijer, Rijksbureau voor kunsthistorische Documentatie (RKD), Den Haag, for confirming the painting as a work by Otto Marseus van Schrieck and his help in cataloguing the painting (on the basis of professional photographs).

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 74.240 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Dieses an zwei Schleifen in einer Steinnische befestigte Blumengebinde mit zahlreichen Schmetterlingen ist eines der wenigen signierten und datierten, rein floralen Werke des niederländischen Künstlers Otto Marseus van Schrieck. Der in Technik und Komposition besonders einfallsreiche Stilllebenmaler gilt unter anderem auch als einer der Erfinder des sogenannten „Sottoboscos“, jener Untergattung des Waldbodenstilllebens, welche sich besonders den auf den ersten Blick unscheinbaren und doch so spannenden Moosen, Blättern oder wilden Pflanzen und vor allem der sie belebenden Tierwelt, Reptilien und Insekten, widmet. Von seinen Künstlerkollegen erhielt Schrieck wohl deshalb den Spitznamen „Snuffelaer“. Des Weiteren ist überliefert, dass sich der Maler einen eigenen Garten samt Terrarium zum privaten Naturstudium leistete.
Es ist eben diese detaillierte wissenschaftlich-botanische Naturbeobachtung, welche die Werke des Künstlers auszeichnen. Ebenso wie vorliegendes, reifes Spätwerk, in welchem die ‚kultivierte‘ Pflanzenwelt mit prachtvollen Blüten wilden, gar distelähnlichen Blattformen gegenübergestellt wird, sich diese gekonnt durchdringen und letztendlich harmonisch zu einem Ganzen vereinen.

Die technische Vielfalt und Experimentierfreude Schriecks konnte in einzelnen anderen Werken durch die Verwendung von Abdrücken echter Flechten oder Schmetterlinge nachgewiesen werden und zeigt sich in vorliegendem Gemälde in einer mit Goldpigmenten unterlegten und dadurch nahezu glühend leuchtenden Rosenblüte. Der Künstler schafft damit eine weitere Verschmelzung der natürlichen und künstlerischen Welt; ein Spiel mit verschiedenen Wirklichkeitsebenen, welches besonders im Zeitalter der Kunst-und Wunderkammern besonders geschätzt wurde.

Otto Marseus van Schrieck gilt als innovativ-prägender Ideengeber für die Entwicklung des niederländischen Stilllebens in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, obgleich nur eine Handvoll reiner Blumenbilder heute überliefert sind, welche wohl alle nach seinem Italienaufenthalt ab den 1650er Jahren entstanden sind. Stilistisch, qualitativ und durch die Üppigkeit des Dargestellten ist vorliegendes Gemälde besonders mit einem der späten Hauptwerke zu vergleichen, welches Schrieck direkt im Auftrag von Cosimo III. de Medici (1639-1723) geschaffen hatte und sich heute als eines seiner Prunkstücke in den Uffizien, Florenz, befindet. Schrieck übergab dieses ebenfalls vor dunklem Hintergrund aufgebaute und an einer blauen Schleife aufgehängte Blumenbouquet dem kunstsinnigen Florentiner Regenten während dessen Aufenthalt in Amsterdam im Jahre 1668/69.
Ebenso wie das kleinere, mit weniger Blumen und Insekten versehene Bouquet, welches vom Künstler selbst wohl bei der Abholung im Atelier für Cosimo III. de Medici auf den 30. Januar 1669 (1-30-1669) datiert wurde, trägt auch vorliegendes Gemälde eine vom Künstler selbst taggenau dokumentierte Datierung auf den 25. Juli, welche die Vermutung zulässt, dass auch dieses Gemälde eine besondere Auftragsarbeit für eine herausragende Sammlung war.