Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Oktober 2016, 14:00 Uhr

0752

Dirck de Vries

(Haarlem um 1560 - um 1617)

„Pendants: Küchenszenen“
Öl auf Leinwand
je 94 × 128 cm
Auf einem Reste eines alten Etiketts am Rahmen: F… 66.

Provenienz

ehemals österreichischer Adelsbesitz;
Privatsammlung, Österreich

Schätzpreis: € 12.000 - 24.000
Ergebnis: € 10.240 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Dirck de Vries wurde in Haarlem geboren, verließ allerdings wie viele andere Künstler seine niederländische Heimat, um in Italien Fuß zu fassen. Um 1590 war er in Venedig tätig. Dies erklärt auch, warum seine Interieurdarstellungen zugleich holländisch anmuten, bestimmte Details – wie das Kleid und die Schuhe der noblen Damen – wiederum venezianische Elemente widerspiegeln.
Des Künstlers Vorliebe für stilllebenhafte Elemente, eingebettet in alltägliche Szenen lassen sich auch in vergleichbaren Küchen- und Marktszenen wiederfinden (vgl. Rodolfo Palluchini, La Pittura Veneziana del seicento, Bd. II, Mailand 1981, S. 503, Abb. 159). Ein nicht nur in Größe und Komposition den beiden vorliegenden Gemälden vergleichbares Werk befindet sich heute in musealem Besitz. Gerade der Küchenraum, sowie die das alltägliche Geschehen dominierende Hausherrin in elegantem Gewand, entspricht dem Gemälde Dirck de Vries im Walters Art Museum Baltimore, Maryland/USA (Inv.-Nr. 37.2651).

Die beiden Küchenstücke zählen zu jener in den höfischen Umkreis einzuordnenden Bildgattung, die vor allem für Speisesäle wohlhabender Familien angefertigt wurde. Die Vielfalt der in den Vordergrund gestellten Nahrungsmittel gilt als ein Auszug des Reichtums der gut gefüllten Vorratskammern und war somit Symbol für den Wohlstand der Familie. Neben den Markt- und Jagddarstellungen, sind es vor allem die Küchenszenen, die dem Betrachter durch die alltäglichen Gegenstände und Tätigkeiten einen Einblick in die Realität des 16. bzw. 17. Jahrhunderts gewähren. Realität ist in diesem Sinne jedoch lediglich relativ zu verstehen. So galten natürlich die Früchte, die Tiere, das Fleisch und das Gemüse nur beispielhaft für die Speisenvielfalt und im weiteren Sinne sogar als Symbol für die Vielfalt der Natur an sich (vgl. Claus Grimm, Stilleben, Die niederländischen und deutschen Meister. Die italienischen, spanischen und französischen Meister, Stuttgart 2001, S. 70).