Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Oktober 2016, 14:00 Uhr

0753

„Knabe mit Turban, ein Ei haltend“
17./ 18. Jahrhundert
Öl auf Leinwand auf Holz
64 × 48 cm

Provenienz

Sammlung Madame le Comtesse de Valdelomar;
Auktion Gebrüder Heilbron, Berlin, „Collection Madame le Comtesse de Valdelomar Nachlass„ 17. April 1913, Lot 45 (mit Abb., als Valentin de Boulogne)
Privatsammlung, Wien

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Auktion ist beendet.

Vorliegendes Gemälde eines Knaben mit rotem Turban zeichnet sich vor allem durch den flotten Pinselstrich, sowie die äußerste Präsenz des Dargestellten aus. Vor einem unbestimmten Hintergrund sitzt der junge Mann und blickt direkt aus dem Bild heraus, so als ob plötzlich etwas seine Aufmerksamkeit erweckt hätte. Diese Momenthaftigkeit wird durch den geöffneten Mund noch zusätzlich unterstrichen. Die scheinwerferartige Beleuchtung betont das kräftige Rot der Kopfbedeckung, sowie die zarte Gesichtsfarbe.
Das Ei, welches er in seiner Hand hält, ist ein seltenes Motiv in der Malerei. Es lässt trotz der südlichen Malweise auch Inspirationen der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts vermuten. So hat bereits Godfried Schalcken (1643-1706) das Ei auf sehr ähnliche Weise in einem seiner Kompositionen festgehalten (Abb. 1). Es gibt verschiedene Bedeutungsebenen dieses Symbols in der Kunst, welche von einer Metapher der Fruchtbarkeit bis zu religiösen Bezügen reichen. In diesem Zusammenhang ist das Ei jedoch wohl besonders als Elemente einer genrehaften Momentaufnahme zu sehen. Frisch geöffnet, der flüssige Inhalt noch über die Schale tropfend, wird dem Betrachter die Momenthaftigkeit und Vergänglichkeit der Szene vor Augen geführt.