Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

08. Juni 2016, 18:00 Uhr

0966

Dieter Roth*

(Hannover 1930 - 1998 Basel)

„Verschmierte Tapete“
1989/90
Mischtechnik, Collage auf Karton; gerahmt
70 × 100 cm
Signiert und datiert rechts oben: Dieter Roth, Wien 1989/90
Bezeichnet oben: Zweiseiter, Verschmierte Tapete

Provenienz

österreichische Privatsammlung

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

Dieter Roths Werk erregt die Geister – in jedem, auch im besten, Sinne. Bild- und Sprachkünstler, erschafft er ein radikales Werk, dass sich in keine der gängigen Kategorien des 20. Jahrhunderts einordnen lässt und doch mit vielen in Berührung kommt, beeinflusst wird und selbst prägt. In seiner Arbeit verwendet der Dichter, Grafiker, Aktions- und Objektkünstler nicht nur technisch aufwendige, druckgrafische Vorgänge, sondern auch alltägliche Gegenstände, bindet natürlich gewachsene Strukturen wie Schimmel ein und scheut vor keiner Grenze zurück, um seinen Ausdruck zu finden. Dabei bleibt das entstehende Werk immer wichtig und zentral, was ihn von vielen Künstlern des Aktionismus und der Konzeptkunst unterscheidet. „Dieter Roth entwickelte in seinen Werken eine eindeutige klare Ästhetik, für die die Oberfläche der Werke, ihre taktilen Werte und ihre Beziehung zum Licht eine ganz wesentliche Rolle spielen, und in der Leben und innere Dynamik essentiell sind.“ (Konrad Oberhuber, in: Dieter Roth. Gedrucktes Gepresstes Gebundenes 1949 – 1979, Ausstellungskatalog, Wien 1998, S.7)
Die „Verschmierte Tapete“ ist somit wirklich genau das – eine mit Farben verschmierte, papierene Fläche, schwebend zwischen Zufall und Komposition: Auf den ersten Blick ein ungegenständlich gemaltes Bild, wird es auf den zweiten, von seiner Körperlichkeit und der Implikation des Titels gedrängt, wieder selbst zum Gegenstand. Das „Verschmieren“ der Bilder und Gedichte ist bei Roth indessen wichtige Praxis. Nicht ausschließlich ein Akt der Zerstörung, ist es viel mehr ein sich und der Welt bewusst Machen, dass eine Grenze des Darstellbaren erreicht wurde. „Man kommt immer zu etwas, daß (sic!) man einfach nicht mehr darstellen kann. … Meine Arbeit ist darauf zugelaufen das Alltägliche und das was darunter liegt, zu beschreiben.“ (Dieter Roth) (Nina Binder).