Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

24. November 2015, 16:00 Uhr

0138

Paul Meissner*

(Wien 1907 - 1983 Wien)

„Tänzerinnen“
1978
Acryl auf Hartfaser
130 × 152 cm
Monogrammiert links unten: PM
Rückseitig monogrammiert, datiert und bezeichnet: 1978 / Tänzerinnen / Acryl, PM 76/78

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Paul Meissner, Beiträge von Peter Baum und Anton Tusch. Mit Aufzeichnungen des Künstlers, Edition Tusch 1982, Farbabb. XIII (Tafelteil)

Schätzpreis: € 6.000 - 12.000
Ergebnis: € 7.920 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Es ist ein kraftvolles und einprägsames, künstlerisches Konzept und malerische Ausführung mit Verve vermittelndes Gemälde, mit dem hier, man kann ruhig sagen, im Sinne einer längst fälligen Wiederentdeckung, auf eine wichtige Künstlerpersönlichkeit hingewiesen wird, die als Maler und wiederholt wiedergewählter Präsident der Wiener Secession die österreichische Kunstszene in den so wichtigen 1950er bis 1970er Jahren entscheidend mitgeprägt und im internationalen Kontext nicht unwesentlich gefestigt hat.

Paul Meissner, der die Meisterklasse von Ferdinand Andri an der Wiener Akademie der bildenden Künste absolvierte, der akademischen Lehre allerdings alsbald mit Misstrauen und Ungenügen begegnete, ging 1934 nach Rom, wo er erste Kontakte zu Giorgio de Chirico, dem Begründer der metaphysischen Malerei, knüpfte. 1951 tritt Meissner der Wiener Secession bei. In Josef Hoffmann, der damals noch lebte, fand er seinen Mentor. Meissner bemühte sich erfolgreich um Austauschausstellungen und die Internationalisierung des Wiener Kunstbetriebs, unterstützt von Gütersloh, Eckert und Wotruba beziehungsweise vielen Jüngeren, darunter Staudacher, Unger, Joos, Decleva, Hundertwasser, Kreutzberger, Wolf, Prantl, Goeschl und dem Quartett der Galerie St. Stephan (Mikl, Rainer, Hollegha, Prachensky).

1956 wurde Meissner von Josef Hoffmann und dessen Assistenten, dem jungen Kunsthistoriker Werner Hofmann (von 1962 bis 1969 erster, höchst erfolgreicher Direktor des Museums des 20. Jahrhunderts), für die 28. Biennale in Venedig nominiert. Gerstl, Thöny und Kubin rückte man in den Kontext der internationalen Kunstgeschichte, neben Meissner, der acht Gemälde zeigte, beziehungsweise den Malern Dobrowsky, Staudacher und Soucek setzte man damals mit Avramidis, Bertoni, Hoflehner, Leinfellner, Pillhofer und Walenta auf Österreichs starke Bildhauerphalanx.

Das Oeuvre des Vollblutmalers, der das eigene künstlerische Schaffen freilich viel zu oft zu Gunsten organisatorischer und kollegialer Notwendigkeiten des Secessionsbetriebs hintan stellte, pendelte in den entscheidenden Jahrzehnten stets zwischen Figuration und Abstraktion. Einzelausstellungen und zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen in Deutschland, Italien, Holland, der Schweiz sowie in London und New York veranschaulichten diese auf Zeiträume von Jahren bezogenen Veränderungen in Meissners eigenständigem Werk mit Deutlichkeit und Anspruch.

Österreichs Wunderteam der 1930er Jahre oder Man kennt das Bild, aber nicht den Maler

Es ist das mit Abstand am öftesten publizierte Bild der österreichischen Fußballgeschichte und zeigt neben dem legendären Verbandspräsidenten Hugo Meisl Österreichs erfolgreiches, zu Beginn der 1930er Jahre zur weltbesten Fußballmannschaft avanciertes Wunderteam, allen voran mit Torhüter Rudi Hiden, Walter Nausch und dem unvergessenen, unhaltbaren Stürmerstar Mathias Sindelar, dessen Trickreichtum und körperliche Wendigkeit ihm den Spitznamen „der Papierene“ einbrachte. Wer es malte ist allerdings kaum jemandem bekannt, so dass das Geheimnis gerade jetzt, wo Österreichs Fußball nach langer Pause abermals Schlagzeilen liefert, gelüftet werden sollte. Es stammt von Paul Meissner, dessen Oeuvre allerdings keine vergleichbaren Werke enthält.

Das nicht allzu große, erst 1948 als Auftragsarbeit im Stil angebrachter photographischer Neuer Sachlichkeit gefertigte Gemälde, befindet sich seit langem im Wien-Museum.
Bei seinen unzähligen Veröffentlichungen wurde jedoch so gut wie nie der Name seines Urhebers veröffentlicht, was zwar dem Bild nicht schadete, den kulturgeschichtlichen Background jedoch vernachlässigte und den Maler in diesem Fall um sein verdientes Renommee brachte.
(Peter Baum)