Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

24. November 2015, 16:00 Uhr

0139

Willy Eisenschitz*

(Wien 1889 - 1974 Paris)

„Les pentes du Coudon“
Öl auf Holz
81 × 100 cm
Signiert links unten: W Eisenschitz
Rückseitig auf Etikett bezeichnet: olive-trees on the coudon / W. Eisenschitz

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Jean Perreau, Willy Eisenschitz 1889-1974, Edition Schütz, Linz 1999, WV-Nr. H 873, S. 233

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 39.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Vor allem in die Provence und die angrenzenden Regionen Frankreichs zieht es Willy Eisenschitz immer wieder. Die Côte d’Azur mit ihrem reizvollen Hinterland bietet zahlreiche Bildmotive. Zentrum der Motivsuche ist der Wohnsitz der Künstlers auf Les Minimes, ein altes Konvent in einem schönen Park. Auf vorliegendem Bild ist der Mont Coudon zu sehen, einer der drei größeren Berge in der Nähe von Toulon und La Valette-du-Var, nach dem auch die umliegende Region benannt ist und den Eisenschitz aus seinem Atelierfenster in Les Minimes sehen konnte.

Am Fuße des Berges breitet sich vor dem Betrachter eine typische südliche Heidelandschaft aus. Auf dem Boden mit seiner rötlichbraunen Erde, deren Farbton vor allem im Sonnenlicht intensiv leuchtet, breitet sich unter knorrigen, alten Olivenbäumen die Macchie aus. Die Pflanzen der in Südfrankreich auch Garigue genannten immergrünen Vegetation werden bis zu zwei Meter hoch und bieten in ihrer Vielfalt – Rosmarin, Lavendel und Thymian gehören zu den typischen Pflanzen der südfranzösischen Heide – Nahrung für Weidevieh. Auch leuchtendgelber Ginster und Meerfenchel an der Mauer im Vordergrund haben sich darunter gemischt. Die Ziegel der niedrigen Einfriedung leuchten im selben Farbton wie die Erde dahinter. Sie folgt in ihrer Ondulation dem Verlauf der Landschaft und grenzt diese optisch vom Betrachter ab, scheint diese gleichsam einzuhalten, damit sie in ihrer Opulenz nicht über den Bildrand hinausquellen kann. Willy Eisenschitz versteht es perfekt, mit leuchtenden, vibrierenden Farben und kräftigem Pinselstrich die Eigenheiten der doch auch manchmal als karg empfundenen Landschaft, die im Winter dem starken Wind und im Sommer der heißen Sonne standhalten muss, zu schildern. Die Kraft und Ausdauer der Natur und der Pflanzen jener Region hat er meisterhaft eingefangen. Die hellgrauen Stämme der Ölbäume recken ihre kahlen, bizarr gewachsenen Äste dem blitzblauen Himmel entgegen und scheinen mit ihren Kronen das Bergmassiv des Mont Coudon mit seinen weißen Kalkflanken emporzuheben und zu tragen.

Willy Eisenschitz ist ein Meister der expressiven Farbmalerei und versteht es wie kein anderer, Stimmungen und Empfindungen, die ihn beim Malen bewegt haben, einzufangen und für den Betrachter zu konservieren. (Sophie Cieslar)