Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

24. November 2015, 16:00 Uhr

0096

Anton Kolig*

(Neutitschein 1886 - 1950 Nötsch)

„Sibylla mit Halskette“
1943
Öl auf Leinwand
66,5 × 57,5 cm
Monogrammiert und datiert rechts unten: A. Kolig 1943
Künstlerhaus-Etikett rückseitig: 1963 / 386

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Ausstellung

1947 Klagenfurt, Galerie Kleinmayr; 1948 Salzburg, Galerie Welz; 1948 Wien, Akademie der bildenden Künste

Literatur

Friedrich Welz und Andreas Fischer, Anton Kolig, Salzburg 1948, Tafel 21; Otmar Rychlik, Anton Kolig 1886 - 1950, Das malerische Werk, Wien 2001, WV-Nr. 297, sw-Abb. S. 318

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 19.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Anton Kolig stellt auf diesem Portrait seine jüngste Tochter Sybilla im Alter von 22 Jahren dar. Es entstand während des Zweiten Weltkrieges als Kolig noch in Stuttgart lehrte oder bereits durch das NS-Regime zwangspensioniert und nach Nötsch zurückgekehrt war. Die junge Frau sitzt leicht zurückgelehnt. Sie trägt ein schwarzes Kleid und eine Perlenkette, die über ihre linke Schulter gerutscht ist. Die linke Hand hält sie schützend vor ihren Leib, mit der Rechten hält sie ein paar violette Blüten. Ihre Mimik ist nicht die einer unbeschwerten 22-Jährigen. Wohl gezeichnet durch die Erfahrungen des Krieges schaut sie unsicher zu ihrem Malervater herüber. Sie wirkt derart starr, dass sie die verrutschte Kette nicht zu richten vermag. Kolig akzentuiert den Ausdruck ihres Gesichtes mit einem dynamischen Duktus. Damit rückt sein Umgang mit Farben als wichtiger Bestandteil seines Oeuvres in den Fokus.

Knapp ein Jahr nach der Fertigstellung des Bildes fielen Mitte Dezember 1944 Bomben auf Nötsch. Bei diesem Anschlag wurde das Haus der Koligs völlig zerstört und der Künstler mit seiner Frau Katharina schwer verletzt. Franz Wiegele, der sich auch in Nötsch befand, fand bei diesem Anschlag den Tod. Es war ein tragisches und einschneidendes Erlebnis gegen Ende seines Lebens und brachte den Künstler an den Rand seines Lebenswillens. Bis zu seinem Tod beschäftige sich Kolig malerisch mit dem Krieg und dessen Folgen. (AKE)