Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

26. November 2015, 15:00 Uhr

0809

Hubert Schmalix

(Graz 1952)

„Dachlandschaft“
1995
Öl auf Leinwand
172 × 132 cm
Rückseitig signiert und datiert: Schmalix 95

Provenienz

österreichische Privatsammlung

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 12.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Als „Neuer Wilder“ beginnt Hubert Schmalix seine Künstlerkarriere und verfolgt bis 1983 einen heftigen, schnellen Malstil. 1984 beginnt er sich endgültig vom Expressiven loszusagen. „Man kann die wilde Malerei nicht ins Endlose fortspinnen: Die Revolution ist gelaufen, jetzt muss man wieder Ordnung schaffen.“ (Hubert Schmalix, zit. in: Florian Steininger, Handgemalt! Hubert Schmalix, Parnass, Heft 4/2010, Wien 2010, S. 88) In der Folge wird der emotionale Gestus zu Gunsten eines klaren Bildaufbaus und einer zeichenhaften Figuration zurückgedrängt.

Die Häuserbilder, die ab circa 1990 in Los Angeles, Hauptwohnort von Hubert Schmalix seit 1987, entstehen, werden von einer „kompositorische Strenge und einer klaren Bildarchitektur“ (Steiniger, S. 90) dominiert. Die Dachlandschaft, auf die wir blicken, ist in die Fläche geklappt und in geometrische Formen wie aus einem Baukasten umgewandelt. Eine Rhythmisierung und Stapelung in die Tiefe - eigentlich mehr in die Höhe - erfolgt durch das bewusste Nebeneinandersetzen unterschiedlicher Farbfelder. Details werden weggelassen, es kommt zu einer Stilisierung aber auch Anonymisierung der Stadtlandschaft. Das Individuelle wird dem Allgemeinen untergeordnet, die architektonische Perspektive einem Streben zur Flächigkeit. Es fehlt jeglicher emotionale Gestus, ein glatter Farbauftrag unterstreicht das Gefühl der Anonymität noch zusätzlich. Mit Zeichnungen wird die Komposition genau geplant, es geht nicht um das Erfassen eines unmittelbaren Eindrucks, sondern das Formulieren universeller Aussagen. Der Rhythmus, die Struktur der amerikanischen Vorstadt werden in einem Art Rastersystem erfasst und so gleichzeitig zu archaischer Allgemeingültigkeit erhoben. Das Urbild einer Stadt wächst hier auf einer Leinwand vor uns in die Höhe. Zum oberen Bildrand hin ergeben die Fassaden und Dächer nur mehr ein zweidimensionales Muster, dessen Lesbarkeit erst durch den unteren Bildteil gegeben ist. Ein komplexes Spiel aus Tiefe und Flächen, aus Ansicht und Draufsicht baut sich vor dem Betrachter auf. In einem Interview 1994 erzählt Hubert Schmalix, dass ihn dieses Wechselspiel aus Tiefe und Fläche schon immer interessiert hat „und auch die Irritation, die durch Fläche und Tiefe bewirkt wird, also wo Tiefes flächenhaft gemalt wird oder Flächenhaftes als Tiefe“ (Hubert Schmalix, zit. in: Ingried Brugger, Florian Steininger (Hg.), Schmalix, Ausstellungskatalog Kunstforum Wien, Wien 2015, S. 144). (Sophie Cieslar)