Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

26. November 2015, 15:00 Uhr

0808

Gottfried Mairwöger

(Tragwein 1951 - 2003 Wien)

„A Dentro“
Öl auf Leinwand
150 × 159 cm
Rückseitig bezeichnet: A Dentro

Provenienz

österreichische Privatsammlung

Schätzpreis: € 7.000 - 14.000
Auktion ist beendet.

„Der Maler erzeugt eine eigene Bildwirklichkeit – dazu kann man durchaus den Farb- und Formenkanon aus der Natur übernehmen. Aber man muss eine eigene Bildwelt aufbauen, mit allen emotionalen Kräften.“ (Gottfried Mairwöger, auf: www.mairwoeger.com)

In Gottfried Mairwögers frühen Arbeiten sind die Formen noch mehr der Natur verhaftet und der Farbauftrag transparenter. Später werden die Farben intensiver und leuchtender. Er konnte schon in jungen Jahren auf große internationale Erfolge verweisen und war einer jener österreichischen Künstler, die auch im Ausland Anerkennung fanden. Seine Bilder wurden in der Galerie der „École de Paris“ gezeigt, die auch Maler wie Serge Poliakoff, Pierre Soulages und Hans Hartung vertrat, in New York nahm in Andre Emmerich unter seine Fittiche. Hier befand sich Mairwöger in prominenter Gesellschaft von Morris Louis, Helen Frankenthaler, Robert Motherwell und Kenneth Noland. Der berühmte Kritiker Clement Greenberg zählte Mairwöger zu den interessantesten jungen europäischen Malern. Nach einer pastosen Phase kehrt dieser ab 1995 wieder zum fließenden Farbauftrag zurück, dem er in seinem Spätwerk treu bleibt. Durch Reisen an exotische Destinationen verändert sich auch die Farbpalette, kräftigere Töne in gewagten Kombinationen finden sich auf seinen Bildern.

„A Dentro“ (Hinein) lautet der Titel vorliegenden Bildes und tatsächlich scheinen sich die Farbflecken auf ein imaginäres Zentrum hin zu bewegen. Die schwarze Form links hat ihre Tentakeln ausgefahren und tastet sich in die Bildmitte voran. Sie lagert im Vordergrund, dahinter entstehen zahllose weitere Ebenen durch die Überlagerungen der einzelnen, transparent aufgetragenen Felder. Die Technik des Verdünnens der Ölfarben mit Terpentin, sodass sie fast die Konsistenz von Wasserfarben haben, finden wir bereits im Frühwerk Mairwögers und sie verweist auch auf seine Lehrmeister Josef Mikl und Wolfgang Hollegha. Der Künstler setzt somit die Tradition der österreichischen abstrakten Malerei der Nachkriegszeit im Sinne des amerikanischen Colorfield Paintings (prominente Vertreter: Morris Louis, Helene Frankenthaler) fort. Auch die von Helen Frankenthaler entwickelte „Soak-Stain-Technik“ setzt Gottfried Mairwöger immer wieder ein. Dabei wir die verdünnte Farbe lasierend auf die ungrundierte Leinwand aufgetragen, die diese dann mal mehr mal weniger aufnimmt, dadurch entstehen unscharfe Umrisse, deckende und durchscheinende Zonen wechseln einander ab. So erschafft er einen spannenden Farbraum und ein ganz spezielles Licht, das von diesem ausgeht, eine ganz eigene Bildwirklichkeit, die das Werk Gottfried Mairwögers auszeichnet. (Sophie Cieslar)