Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

26. November 2015, 15:00 Uhr

0890

Hans Staudacher*

(St. Urban 1923 - 2021 Wien)

„o.T.“
1970
Öl auf Leinwand
130 × 130 cm
Signiert und datiert mittig: H. Staudacher 1970
Rückseitig signiert und datiert: H. Staudacher 1970

Provenienz

Privatsammlung, Deutschland

Schätzpreis: € 12.000 - 24.000
Ergebnis: € 21.120 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

„abstrakte kunst ist handschrift, farbe, tanz, spiel, zeichen, einfall, rede, wort, überfluß, bewegung, geschwindigkeit, sie ist unübertragbar, nicht zu verstehen, sie ist übermut.“ (Hans Staudacher, Manifest 1960, in: Hans Staudacher. Eine Retrospektive, Ausstellungskatalog, Museum Moderner Kunst Kärnten, Klagenfurt 2008, S. 9)

Seit Beginn der 1950er Jahre arbeitet Hans Staudacher konsequent an einer lyrisch-gestischen Form des Informel. Dabei findet er zu einem unverwechselbaren skripturalem Duktus, gepaart mit einer mal zarten, mal kräftigen Farbigkeit, die sein Oeuvre charakterisieren. Er erschafft „eine abstrakte Bildsprache, die sowohl von malerischer als auch von poetischer und lyrischer Abstraktion getragen wird. Neben seinem malerischen Können ist es sein individueller Umgang mit Sprache, in Form von Bildtiteln, Wortspielen und einer gestischen Handschrift, die seine Werke auszeichnen.“ (Andrea Madesta, in: s.o., S. 7)

Zart lasierend trägt Hans Staudacher die Grundfarbe auf die Leinwand auf, lässt einzelne Farben ineinander wachsen, flüssigen Auftrag einfach verrinnen. Geometrische Formen, die sich wie zufällig dabei ergeben, hebt er dann in Ocker und Blau in ihren Umrissen hervor. Einzelne Stellen werden mit gelben oder roten Kreuzen markiert. Darüber lässt er ein zartes Gerüst aus schwarzen, skripturalen Elementen wachsen, einer Schrift gleich, in der sich auch gleich die Signatur des Künstlers und die Datierung perfekt einfügen. Signieren viele zeitgenössische Künstler doch auf der Rückseite ihrer Leinwände, um die Komposition nicht zu stören, so wird es hier bei Hans Staudacher zum Teil derselben. Die geometrischen Formen, - Dreiecke und Quadrate -, bilden ein statisches Gerüst, das hier in spannendem Kontrast zur Bewegung in der vorderen Bildebene und auch zu den verrinnenden Farbbalken dahinter steht. Die Kreuze und Striche scheinen über die Fläche zu wandern, in jedem Moment Form und Richtung ändern zu können. Das Flüchtige, Transitorische wird zum Bildinhalt, gleichzeitig geben uns diese Chiffren auch Rätsel auf. Man sieht sich versucht, die Schriftzeichen gleich Hieroglyphen entschlüsseln zu wollen. Das Malerische und das Gestische haben in den Arbeiten um 1970 zu einer neuen Symbiose gefunden, „das Bild erscheint als eine immaterielle Basis, deren komplexe Räumlichkeit sich durch die Bildgestaltung sowohl nach außen als auch nach innen öffnet.“ (Andrea Madesta, in: s.o., S. 15) (Sophie Cieslar)