Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Oktober 2015, 14:00 Uhr

0436

Otto Muehl*

(Burgenland 1925 - 2013 Portugal)

„Herzblatt/Parnassia“
1992
Mischtechnik auf Papier
60,5 × 86 cm
Signiert und datiert rechts unten: Muehl 17. Okt. 92

Literatur

Peter Noever, MAK (Hg.): Otto Mühl, 7, Wien 1998, Abb. S. 70

Die Authentizität dieser Arbeit wurde uns vom Archives Muehl (Daniele Roussel) bestätigt. Wir bedanken uns für die Mithilfe!

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Auktion ist beendet.

Otto Muehl ist eine der umstrittensten Persönlichkeiten der jüngsten Geschichte Österreichs. Als Mitbegründer des Aktionismus, Zerstörer des Tafelbilds, Teilnehmer an der Aktion „Kunst und Revolution“ 1968 in der Wiener Universität und nicht zuletzt als Kommunenoberhaupt und strafrechtlich Verurteilter ist er ein Begriff. Die Kunst Otto Muehls ist so umstritten wie ihr Schöpfer, der mit allen Mitteln den Menschen die gesellschaftliche Maske herunterreißen und das Darunterliegende befreien wollte. Nach der symbolischen Zerstörung des Tafelbildes 1961 und dem darauffolgenden Aktionismus war er 1974 wieder zur Malerei zurückgekehrt. Seine Arbeit wechselt über die Jahrzehnte zwischen Abstraktion und figürlicher Malerei, zwischen Akten und Stillleben, Landschaften und Farbfeldern. 1992, zur Entstehungszeit des Bildes, hat Otto Muehl eines seiner insgesamt sechseinhalb Jahre Haft hinter sich. Die Zeit im Gefängnis führt einen starken Wandel in seinem Künstlerischen Ausdruck herbei. Die völlige Abkehr von der abstrakten Kunst und das Aufgreifen einer brutalen, fast gewalttätigen Formensprache in der ersten Hälfte der 90er ist für ihn eine Rückkehr zum Aktionismus, zu der er durch die Haft und den dort empfundenen psychischen Druck geführt wurde. Er nennt diese Malerei die Umsetzung aktionistischer Konzepte in Bilder, „[sie] ist zur aktionistischen Konzeptkunst geworden“ (Otto Muehl). Dahinter steht derselbe Wunsch, wie zur Zeit der Befreiung der Kunst aus dem Rahmen während des Aktionismus: die Kunst Teil des Lebens werden zu lassen und sie von ihrem Podest zu nehmen, damit sie ihre Aufgabe, die Gesellschaft aufzubrechen, wahrnehmen kann. Dafür sucht er sich klare, plakative Farben, dicke, schwarze Konturlinien und denkbar klare Aussagen. „Mir geht es ausschließlich um das Thema und um die einfachste und direkteste Form der Darstellung. Form ist das Transportmittel für schwerverdauliche Inhalte.“ (Otto Muehl) (Nina Binder)