Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Oktober 2015, 14:00 Uhr

0437

Franz Ringel*

(Graz 1940 - 2011 Graz)

„o.T.“
1995
Öl auf Molino
155 × 100 cm
Signiert und datiert links oben: M.J.M. Ringel 95

Provenienz

österreichische Privatsammlung

Schätzpreis: € 15.000 - 25.000
Auktion ist beendet.

Franz Ringel ist einer der wilden Maler Österreichs, der sich Zeit seines Schaffens nicht einordnen lies und keiner Strömung folgte. 1968 in der Ausstellung „Wirklichkeiten“ in der Secession zusammen mit fünf anderen solcher wilden MalerInnen gezeigt, bildete er damals bereits einen Gegenpol zum offiziellen Programm, das zwischen phantastischem Realismus und Abstraktion keine Abstufungen hatte. Stand am Anfang der Wunsch, dieses offizielle Klima zu provozieren, so wurde seine Kunst mehr und mehr eine für sich selbst, eine, die den Künstler beschreibt und mit der er sich selbst auslotet. „Mir fällt ja immer meine eigene Person ein, ich bin ja in meiner eigenen Person unheimlich eingesperrt, […] umso mehr ich male, male ich mich selbst.“ (Franz Ringel)
Die 1995-96 entstandenen Arbeiten stechen noch einmal besonders aus Ringels Werk heraus. Der Künstler, der seit 1980 mit M.J.M. signiert, wendet sich von den verschlungenen, verknoteten, aus dem Bildraum heraus drängenden Gestalten von erschlagender Körperlichkeit ab und malt leichtere, lockere Kompositionen. Der weiße Malgrund tritt prominent zutage, umfängt die gemalte Form und bietet ihr eine Bühne. Die Figuren sind auf Köpfe verkürzt, die Wirkung dieser Wesen ist fein, sie versuchen nicht länger, aus dem Bild heraus zu sprechen, sondern kommunizieren miteinander, was sich durch Blicke, durch Umrandungen, durch rankenartige Gewächse aus den Mündern zeigt. „In sich versunkene, traurige, weitsichtige Kopfwesen schicken einander Gedanken zu, deren hoheitsvolle Zeitlosigkeit der fleischlich-aggressiven Malerei gegenübersteht.“ (Sonja Traar, in: Ausstellungskatalog, Franz Ringel. Stationen einer Reise (Sammlung Essl, Klosterneuburg/ Museum Bochum), Klosterneuburg, Wien 2005, S. 67.)
Franz Ringels Kunst steht im Zeichen der Befreiung, nicht von jeglicher Figur oder Überlegung, sondern von jeder Bevormundung, Prägung, Beeinflussung. Es ist der Wunsch, das Wichtige so auszudrücken, wie es sein muss. Mit dieser Position bleibt die Kunst Franz Ringels bis zuletzt authentisch und tief. (Nina Binder)