Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

16. Juni 2015, 15:00 Uhr

0045

Wolfgang Krodel der Ältere

(Schneeberg vor 1500 - nach 1561)

„Lot und seine Töchter“
1544
Öl auf Holz
49,5 × 74 cm
Oben mittig datiert: 1544
Links neben der Datierung das Schlangensymbol der Cranach-Werkstatt (wohl später).
Unter der Datierung der Bibelverweis: „GENE XVIIII.CA.“

Provenienz

Privatsammlung, Deutschland

Dr. Dieter Koepplin, Basel, hält das vorliegende Gemälde für ein Werk Wolfgang Krodel d. Ä. Seiner Meinung nach ist die Datierung 1544 glaubhaft, das „Cranach-Schlangenzeichen“ allerdings eine Imitation.
In einem kurzen Gutachten gibt Ludwig Meyer, Archiv für Kunstgeschichte, München, den Hinweis darauf, dass Lucas Cranach d. J. ab 1537 Leiter der Werkstatt war und dort viele Maler ausgebildet hat, die sich später oft selbständig machten. Im Gutachten wird der Maler als ein Cranach-Schüler gesehen, dessen Name bisher nicht bekannt sei. (Schreiben Ludwig Meyer, 18. Februar 2011, liegt in Kopie bei)

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Auktion ist beendet.

Wolfgang Krodel gilt als einer wichtigsten selbstständigen Schüler Lucas Cranachs d. Ä. (1472–1553). Er entstammt der in Schneeberg (Sachsen) ansässigen Malerfamilie Krodel und wurde wohl in der Malerwerkstätte Lucas Cranachs dem Älteren in Wittenberg ausgebildet. Gemeinsam mit seinem Bruder, dem Maler Martin Krodel d. Ä., war Wolfgang Krodel seit dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts wieder in Schneeberg tätig. Wolfgang Krodels Werke bleiben kompositorisch stets eng an denen von Lucas Cranach d. Ä. orientiert, bestechen jedoch durch eine eigene malerische Qualität und die künstlerische Meisterschaft. Dies zeigt beispielsweise die beiden jeweils im Jahre 1528 geschaffenen Kompositionen „Lot und seine Töchter“ von Lucas Cranach d. Ä. und Wolfgang Krodel d. Ä. (Literatur: vgl. Die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien. Verzeichnis der Gemälde, Wien 1991, Tafel 592, Inv.-Nr. 9589-1528, Lucas Cranach d.Ä., Lot und seine Töchter; und Tafel 599, Inv.-Nr. 899–1528, Wolfgang Krodel, Lot und seine Töchter. Gegenstück David und Bathseba, Inv.-Nr. 897-1528).
Das vorliegende Gemälde greift das alttestamentarische Thema „Lot und seine Töchter“ (Genesis 19, Kapitel 23–38) in einer sehr konzentrierten und porträthaften Komposition auf. Im Gegensatz zu den früheren, noch mehr der spätgotischen Tradition verpflichteten Darstellungen, wie beispielsweise jene oben genannten Werke Cranachs d. Ä. und Krodels d. Ä. im Kunsthistorischen Museum Wien, werden nicht nur die drei Hauptfiguren der Geschichte dem Betrachter nahe vor Augen geführt, sondern auch der Hintergrund direkt in die hauptsächlich durch die Komplementärfarben Rot und Grün bestimmte Komposition näher eingebunden. Im Landschaftsausblick rechts zeigt sich die biblische Vorgeschichte: die brennende Stadt Sodom, ein ebenfalls brennender Palast und davor die bei der Flucht zur Salzsäule erstarrten Frau Lots. Der Vordergrund zeigt den in die Einsamkeit geflüchteten Lot mit seinen Töchtern. Aus Furcht kinderlos zu bleiben, gaben sie ihrem Vater Wein zu trinken und verführten ihn. Die drei Figuren sind prominent im Halbbildnis wiedergegeben. Dem Maler wird so ermöglicht die Pracht der Kleidungsstücke und des Schmucks, aber auch die Physiognomien in Nahansicht vorzuführen. Zwischen seinen anmutigen Töchtern sitzt der greise, schon leicht angetrunkene Lot und lässt sich weiter den ihm zum Verhängnis werdenden Wein reichen. Der Weinbecher im Zentrum und die darunter liegenden Früchte mahnen den Betrachter vor der gefährlichen Wirkung des Weines, welcher schließlich die praktische Ursache für Lots folgenreiche Verfehlung sein sollte. Dr. Dieter Koepplin, Basel, hält das vorliegende Gemälde für ein Werk Wolfgang Krodels d. Ä. Seiner Meinung nach ist die Datierung 1544 glaubhaft, das „Cranach-Schlangenzeichen“ allerdings eine Imitation.