Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

12. Mai 2015, 17:30 Uhr

0056

Jörg Immendorff*

(Bleckede/Elbe 1945 - 2007 Düsseldorf)

„Malerstamm - Georg und Otto“
2002
Bronze, 6/6; Auflage 6 + 0
63 × 77 × 50 cm
Signatur, Punze und Gießerstempel: Immendorff 6/6, Gussstempel "Schmäke Düsseldorf"

Provenienz

deutsche Sammlung; Leihgabe an die Albertina Wien (2010-2014); österreichische Sammlung

Ausstellung

2004 Köln, Galerie Michael Werner

Literatur

Galerie Michael Werner (Hg.), Jörg Immendorf. Vom 29. Oktober bis 18. Dezember 2004, Ausstellungskatalog, Köln 2004, Abb. Nr. 13. o.S.

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Auktion ist beendet.

Im Oeuvre Jörg Immendorffs treten Affen sowohl in der Malerei als auch in einer Serie von Bronzeskulpturen auf. Der Affe als Spiegel des Menschen hat eine reiche Geschichte im Bereich des Kunstschaffens. Er ist Alter ego und regt zur Selbstkritik an, indem er das eigene Verhalten karikiert. Jörg Immendorff beschreibt sein Naheverhältnis zu diesem Tier und seiner Personifikation der menschlichen Schwächen: „Für mich war und ist der Affe einfach ein zweites Ich. Symbol für die Ambivalenz der Künstlerexistenz, der Überzeugung und Selbstzweifel. Er ist albern und weise und steht für Gegensätze. Der Affe erscheint auf meinem Rücken sitzend, und vor mir das Bild, das ich male, das er angreift und dann etwas anderes malt oder mich bemalt.“ (Affenstamm, Jörg Immendorff im Gespräch mit Pamela Kort im Mai 1992, in: Anette Hüsch und Hans-Klaus Schuster (Hg.), Jörg Immendorff, Male Lago, Köln 2005, o.S.).

Die Reihe der Bronzen, unter anderem als „Malerstamm“ mit verschiedenen Namen und Protagonisten bezeichnet, stellt eine Art Genealogie dessen dar, was den Maler und Künstler bestimmt. Die Vornamen von Immendorffs Vater Armin-Dietrich Ernst Otto Alfred kommen beispielsweise in verschiedenen „Malerstämmen“ vor. Im Entstehungsjahr der vorliegenden Gruppe „Georg und Otto“, 2002, schuf der Künstler eine große Skulptur mit dem Titel „Affenplastik“, mit Immendorff selbst als Äffchen an der Hand seines Lehrers und Meisters Joseph Beuys (GAP 15 Düsseldorf). Vor dem Hintergrund der expressiven Gegenständlichkeit seiner Malerei zeigt die Behandlung des Materials Bronze eine gleiche Auffassung. Rauheit und Greifbarkeit dienen Immendorff als Sprache der Reflexion. Die kluge Niedlichkeit des Äffchens tröstet über die künstlerischen und politischen Zweifel, die Immendorff durch sein Schaffen begleiteten. Schließlich besteht eine Persönlichkeit nicht nur aus einem, sondern aus kontroversen Aspekten, wie die oft paarweise oder auch in Gruppen und mit höchst menschlichen Namen versehenen Affen in Jörg Immendorffs Bronzen versöhnlich darstellen. (Claudia Lehner Jobst)