Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

25. November 2014, 15:00 Uhr

0061

Hans Böhler*

(Wien 1884 - 1961 Wien)

„Drei Grazien“
1950-60
Öl auf Leinwand
154 × 144 cm
Monogrammiert rechts oben: HB
Rückseitig auf der Leinwand Nachlass-Stempel "Estate Hans Boehler" und Stempel der Artists' Gallery New York

Provenienz

aus dem Nachlass Hans Boehler, U.S.A.; Friederike Beer-Monti, U.S.A.; Privatbesitz, U.S.A.

Ausstellung

Februar 1960 New York, Artist's Gallery (Retrospektive)

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Auktion ist beendet.

Hans Boehler kommt im Jahr 1884 in Wien zur Welt. Damit ist er Zeitgenosse von Egon Schiele, Oskar Kokoschka und Richard Gerstl. Künstlerisch vorbelastet ist er durch seinen Vater Otto Boehler. Früh erkennt der Vater das kreative Talent seines Sohnes, entbindet ihn gleichsam aller Verpflichtungen im Familienunternehmen und ebnet ihm den Weg in die künstlerische Laufbahn. Die Anfangsjahre sind von der Suche nach dem richtigen Umfeld geprägt. Der Hagenbund konstituiert sich und rund um Egon Schiele formiert sich 1909 die Neukunstgruppe, an deren Gründung auch Hans Boehler beteiligt ist. Hans Boehler verbringt gezählte drei Tage in einem Klassenzimmer der Akademie. Stattdessen versucht er sein Glück in der privaten Malschule von Franz Jaschke. Der pointillistische Stil Jaschkes findet seinen Niederschlag im Frühwerk von Hans Boehler. Künstlerische Zugehörigkeit findet Boehler bei seinen jungen wilden Zeitgenossen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass er im Jahre 1908 gemeinsam mit Oskar Kokoschka, Richard Gerstl, Egon Schiele u.a. an der Frühlingsausstellung der Wiener Secession teilnimmt.

Als einem von wenigen gelang es Hans Boehler, das Primat der Farbe nicht aus den Augen zu verlieren. Das führte zu so sonder- wie wunderbar farbstarken Bildern der Zeit nach 1945, mit denen er tatsächlich eine Brücke zur zeitgenössischen Malerei schlagen konnte. Form- und Farberleben dieses Teils seines Œuvres lassen nicht umsonst an die Neuen Wilden oder an die Dresdner Schule der 1990er Jahre denken.
Und erstmals kommt es in seinem Schaffen zur Verschränkung von Figur und Landschaft. Seine archetypischen Figurenbilder der 1930er Jahre hatte er noch in stilisierte, wenig definierte Umgebungen eingebettet. Im Spätwerk dient die Landschaft nun als wahrnehmbare Bühne für die kraftvoll die Figur betonenden Darstellungen. Die Bilder haben scheinbar nichts mehr zu tun mit den eleganten, Ruhe ausstrahlenden Bildern früherer Jahre. Und doch tragen sie unverkennbar die Handschrift Hans Boehlers. Er hat sich sein Spätwerk hart erarbeitet.
Die Bilder der Jahre 1950 bis 1960 erweitern das Werk Hans Boehlers um eine internationale Dimension. Mit überzeugender Vehemenz erzählen sie uns das letzte Kapitel im Schaffen eines großen österreichischen Malers. Boehler schafft ein expressionistisches Spätwerk, für das er alle für ihn wichtigen Aspekte der Darstellungsmöglichkeiten überdenkt, neu definiert und dessen entscheidendes Ausdrucksmittel die Farbe ist. Starkfarbig, ja laut sind die Werke der Jahre nach 1950. Scheinbar spielerisch bewältigt er die große Leinwand. (Alexander Giese)