Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

26. November 2014, 15:00 Uhr

0467

Wander Bertoni*

(Cordisotto 1925 - 2019 Wien)

„Das "I" aus dem Imaginären Alphabet“
1955
Bronze, patiniert Auflage: 8/12
H. 157 cm
Signiert auf der Plinthe: Bertoni

Provenienz

Privatsammlung, Österreich

Literatur

Kristian Sotriffer, Wander Bertoni. Das plastische Werk 1945 - 1980, Edition Tusch, Wien 1981, S. 17 f., Abb. Nr. 44, S. 83 ("Das I", Holz)

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Meistbot: € 24.500
Auktion ist beendet.

„Wer Bertonis Werk in seinen Divergenzen durchblickt, kann zwar feststellen, dass ein abstraktes, abstrahierendes Prinzip für ihn immer wichtig blieb, dass er es aber immer wieder durchstoßen und mit Eindrücken oder Empfindungen angereichert hat, die einer lebendigen Erfahrung und weniger der Kopfarbeit und einem ausgeklügelten Schema zu verdanken waren.
Das Prinzip des Abstrakten stellt sich bei ihm anders dar als bei den Puristen, es verfügt über Inhalte und steht organischen Gefügen näher als dem erfundenen Konstruierten, so sehr sich etwa die als ‚Bewegung’ gekennzeichneten Körpern auch von der eigentlichen Basis fortzubewegen scheinen, die Bertoni in Wahrheit nie verlassen hat.
Im ‚Imaginären Alphabet’ klärt und reinigt sich, setzt sich auch in einen Bezug zueinander und zum Vorangegangenen – was die Ansatzpunkte aus einem gebärenden und fruchttragenden Prinzip angeht – wofür die Voraussetzungen bereits vorbereitet worden waren. Hinzu tritt das Verlangen des Künstlers, sich mit den Prinzipien der Abstraktion im Zusammenhang mit der Kunstentwicklung der Zeit auf seine Weise auseinanderzusetzen. Es handelt sich dabei um eine augenfällige Zäsur innerhalb des Gesamtwerks, auf die zuvor hingearbeitet und von der danach zugunsten einer ausdrucksbetonten, gestischeren, offeneren und auch persönlichkeitsgebundeneren Form wieder abgewichen wird.
In ihm ziehen Ordnung, Ruhe, Ausgeglichenheit und Sammlung ein, die freilich wieder mit dem Material (‚Das I’) korrespondieren, auch wenn es dem Künstler um darüber hinausgehende Wirkungen etwa in den polychromen Fassungen des ‚C’ und des doppelten ‚D’ zu tun ist. (…)
Innerhalb des Gesamtwerks und innerhalb der Entwicklung zeitgenössischer Bildhauerei erweist sich das ‚Imaginäre Alphabet’ als eine exemplarische und nach seinem Entstehen international aufsehenerregende Leistung. Und zwar nicht zuletzt deswegen, weil es Bertoni gelungen war, mit dieser von Wittgenstein angeregten kontemplativen, Musikalität und Phantasie, aber auch metaphysische Komponenten einbeziehenden Serie den Nachweis für die Möglichkeit einer Integration differenzierter Vorstellungen in ein plastisches Werk zu erbringen.“
(Kristian Sotriffer, Wien 1981, S. 17f.)