Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

07. Oktober 2014, 16:00 Uhr

0301

Max Weiler*

(Absam bei Hall i. Tirol 1910 - 2001 Wien)

„Farbgefüge“
1992
Eitempera auf Leinwand
90 × 80 cm
Signiert und datiert rechts unten: Weiler 92
Rückseitig signiert, datiert und bezeichnet: Weiler 92 "Farbgefüge"

Provenienz

Privatsammlung, Wien

Literatur

Museion-Museum für Moderne Kunst Bozen (Hg), Max Weiler - Licht und Farbe, Ausstellungskatalog, Bozen 1993, Abb. o. S.

Schätzpreis: € 40.000 - 80.000
Ergebnis: € 66.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Allein schon der ungewöhnliche Bildtitel Farbgefüge weckt unser Interesse an diesem „unbekannten“ Werk aus Privatbesitz und noch ohne Ausstellungsbiographie. Tragen die Bilder Weilers doch in der Regel Titel wie Berg, Tal, Himmel, Wolke, Baum, Blume, etc., die, mit zusätzlichen Attributen versehen, Hinweise und Hilfestellung bei der Deutung der meist hoch abstrakten und offenen Bildfindungen seines Spätwerks geben. Es handelt sich bei diesen Assoziationshilfen meist nicht um, für das Verständnis der Werke wirklich notwendige Präzisierungen der Bildinhalte. Der Künstler wollte damit wohl eher ganz allgemein auf den Naturbezug seiner Kunst verweisen, den er selbst ja so verinnerlicht hatte, dass er ihn mit der (abstrakten) Natur der Malerei, beziehungsweise dem deren eigentlichem Wesen in souveräner Weise in Einklang zu bringen wusste. Was könnte also den Künstler in unserem Fall dazu veranlasst haben bei einem in Farbklima, Formgefüge und Pinselführung letztlich doch typischen Werk der späten Zeit durch den Titel explizit darauf zu verweisen, dass Malerei zu betreiben primär die Organisation von Formen und Farben auf einer Fläche bedeutet?
Die Antwort kann nur im Bild selbst gefunden werden. Von unteren Bildrand her entwickeln sich grün, gelb, braune Farbfelder (Almwiesen, Matten?) nach oben, gehen dann über in schwarz, grau, blaue (Fels-?) Schichtungen, die wieder an kaltblaue Formgefüge (Eis, Schnee?) übergehen um sich zuletzt im hellen Bildgrund (als Nebel?) aufzulösen. Im Vergleich mit Bildern dieser Werkphase erhält das Landschaftsmotiv hier eine Eindeutigkeit, beziehungsweise schiebt sich in einer Weise in den Vordergrund, die den Künstler offensichtlich veranlasst hat, hier einmal ausdrücklich auf die formalen Qualitäten, auf das Bild als abstraktes Form - Farbgefüge zu verweisen.
(Prof. Edelbert Köb)