Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

24. Juni 2014, 18:00 Uhr

0519

Joseph Heintz der Jüngere

(Augsburg um 1600 - 1678 Venedig)

„Schiffsprozession am Himmelfahrtstag in Venedig“
Öl auf Leinwand
73,5 × 98 cm

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Auktion ist beendet.

Joseph Heintz der Jüngere wurde 1600 in Augsburg geboren, wo er zunächst Schüler seines Vaters und Hofmalers Rudolf II, Heintz dem Älteren wurde, später aber in die Obhut seines Stiefvaters Matthäus Gundelach kam. 1625 zog er bereits nach Venedig, das bis zu seinem Tod 1678 zum Hauptschauplatz seines Wirkens und seiner Bildwelt wurde. Er war ein vielseitiger Maler mit ikonographisch weitem Horizont, u. a. richtungsweisend als Darsteller von Veduten, Festen und Zeremonien mit unzähligen kleinen Figuren. Besonders hervorzuheben ist seine Rolle in der Entwicklung der venezianischen Vedutenmalerei, die ihren Ausgang in den Werken von Gentile Bellini und Carpaccio genommen hat und, von Heintz entschieden beeinflusst, ihre Fortsetzung über Luca Carlevaris bis Giovanni Antonio Canaletto im 18. Jahrhundert fand. (Vgl. Alois Schmid (Hg.), Von Bayern nach Italien. Transalpiner Transfer in der Frühen Neuzeit, München 2010, S. 174 f.).

Ein besonders schönes Beispiel für seine Malerei bietet das vorliegende Gemälde mit der Schilderung der prachtvollen „Festa della Sensa“, das bis heute am Sonntag von Christi Himmelfahrt in Venedig veranstaltet wird. In Erinnerung an die Eroberung Dalmatiens und damit die Sicherung der venezianischen Herrschaft über die Adria im Jahr 1000, wandelte sich das Fest ab der Frühen Neuzeit zur Staatsfeier der Republik Venedigs und zum Zeichen der symbolischen „Vermählung Venedigs mit dem Meer“, d.h. der unbestrittenen Macht der Republik über die Adria. In einem spektakulären Schiffskorso fuhr die Flotte zum Lido hinaus, wo der Doge vom Bucintoro, einem doppelstöckigen Ruderschiff, einen goldenen Ring in das Meer warf.

Heintz fokussiert die Darstellung ganz auf die Schiffsprozession, die rhytmische Bewegung der Ruderer und auf das Krachen und den Rauch der vielfachen Böller. Er vermeidet gezielt jegliches Stadtzitat, macht das Fest allein zu einem ornamental-farbigen Sujet und nur die im Wind flatternde rote Fahne mit dem Markuslöwen dient als Zeichen der Serenissima. (MHH)