Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

13. Mai 2014, 17:00 Uhr

0030

Friedrich Gauermann

(Miesenbach 1807 - 1862 Wien)

„Heimeilendes Vieh in einem Gebirgsdorf bei Regen“
1854
Öl auf Holz
57,5 × 78 cm
Signiert rechts unten: F. Gauermann

Provenienz

Laut Gauermanns Eintrag in seinem Einnahmenbuch: Nr. 253, von Ritter von Herring in Brünn um 900 fl gekauft; österreichischer Privatbestiz

Literatur

Rupert Feuchtmüller, Friedrich Gauermann, Rosenheim 1987, S. 303, WV-Nr. 310, o. Abb.; vgl. S. 289, WV-Nr. 190 und Tafel S. 187; Rupert Feuchtmüller, Friedrich Gauermann. 1807-1962. Der Tier- und Landschaftsmaler des österreichischen Biedermeier, Wien 1962, S. 196, Nr. 253

Schätzpreis: € 80.000 - 160.000
Ergebnis: € 153.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Es gibt insgesamt 3 Skizzen (in Öl und Feder) zu diesem Bild, zwei mit der spiegelverkehrten Variante befinden sich im Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste, Wien, eine Skizze (Feder, laviert) mit der identen Ansicht ist im Besitz der fürstlichen Sammlung Liechtenstein (Feuchtmüller, Gauermann, 1962, S. 196, Nr. 253 und 1987, S. 303, Abb.).

Friedrich Gauermann gehört jener Generation von Malern an, die sich als eine der ersten rein dem Naturstudium und dem Erfassen der Wirklichkeit im Bild am Beginn des 19. Jahrhunderts gewidmet haben. Er hatte dafür die besten Vorbedingungen: 1807 als Sohn des Malers Jakob Gauermann geboren, wächst er innerhalb der sanften bis wild-romantischen Gegend im niederösterreichischen Miesenbach am Fuße des Schneeberges auf und verbringt nur die Wintermonate in Wien. Sein Talent ist früh ausgereift, auch an der Akademie in Wien entlässt man ihn mit Auszeichnung nach nur vier Jahren, seine Bilder finden bald Eingang in die besten Sammlerkreise des Adels. Es ist nicht nur seine virtuose Malerei, die zwischen Spontanität und penibler Genauigkeit agiert, es sind vor allem die Themen, die das Interesse der Zeit treffen: erhabene Gebirgsszenerien, dramatische Tierkämpfe, erfolgreiche Jagdszenen und Einblicke in das Leben der Menschen auf dem Land. Zahlreiche Skizzen nimmt er im Freien vor den Motiven auf und komponiert diese dann zu einer frei gestalteten Szene in Öl, bei der sich barocke Dramaturgie mit dem modernen Blick auf eine authentische Natur meisterlich verbindet. Seine malerische Entwicklung vollzieht sich daher entlang der Grenze vom strengen Naturvorbild zur freien künstlerischen Impression und ist immer Dichtung und Wahrheit zugleich.

Das lässt sich sehr gut anhand des vorliegenden Gemäldes und seiner Geschichte nachvollziehen. Die Idee, „ein Bild über das der Regen zieht“ zu malen, hält Gauermann bereits im Mai 1840 in einer Rohrfederzeichnung und einer Ölskizze fest, bevor er es in ein großformatiges Ölbild überträgt und sofort an einen Herrn Kraigher verkaufen kann. 15 Jahre später wiederholt er das Motiv im Auftrag von Herrn Ritter von Herring aus Brünn, das er aber, wie um den Vorwurf der Kopie zu entgehen, exakt spiegelverkehrt anlegt. Unabhängig davon beweist die Malweise, das virtuose Erfassen des Atmosphärischen von Sturm und Regen oder die lebendige Licht- und Farbenrhythmik die spätere, ausgereiftere Entstehung: Gauermann ist hier nun ganz der Luft- und Stimmungsmaler, als der er der Landschaftsmalerei eine neue, zukunftsweisende Richtung gegeben hat. (MHH)