Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

13. Mai 2014, 17:00 Uhr

0068

Hans Böhler*

(Wien 1884 - 1961 Wien)

„Spanierin mit Pekinesen“
1917/18
Öl auf Leinwand
95,4 × 75,3 cm
Rückseitig signiert: H. Böhler
Nachlass-Stempel rückseitig

Provenienz

aus dem Nachlass des Künstlers; österreichischer Privatbesitz

Ausstellung

1974 Chicago, Columbia Museum of Art Institute (06. 01. - 31. 01.), Kat.-Nr 19

Literatur

Martin Suppan, Hans Böhler. Leben und Werk, Wien 1990, Tafel 12, Abb. S. 73;
Bernhard Hainz (Hg.), Karl Stark. Ein Leben für die Malerei, Salzburg 2002, S. 26

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 33.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

In Hans Böhlers Malerei geht es stets um die Farbe, sie steht im Mittelpunkt seiner Bestrebungen, die Natur auf die Leinwand zu bannen.

Aus wohlhabendem Haus stammend zeigt sich sein Talent früh und wird auch von der Familie unterstützt. Böhler besucht die private Malschule Jaschke und bildet sich dann autodidaktisch fort. Modeströmungen verwehrt er sich, obwohl mit Schiele eng befreundet und Mitglied der „Neukunstgruppe“, geht er unbeirrbar seinen eigenen Weg. Anregungen holt er sich wohl auf seinen zahlreichen Reisen, die ihn von Russland, über China, Japan, Indien, nach Amerika und quer durch Europa führen. Sicherlich hat sich Hans Böhler mit der Malerei Paul Gauguins und der Fauves auseinandergesetzt und deren radikale Art Gefühle und Gedanken mittels der Farbgebung wiederzugeben, in seine Malerei einfließen lassen. Neben Oskar Kokoschka und dem etwas jüngeren Herbert Boeckl wird er so zu einem Hauptvertreter des österreichischen Farbexpressionismus und gehört „zu den bedeutenden Koloristen“ des Landes (Rudolf Leopold, in: Zwischen den Kriegen. Österreichische Künstler 1918 – 1938, Ausstellungskatalog, Leopold Museum, Wien 2007/2008, S. 10).

Hans Böhler malt in seinen figuralen Bildern fast ausschließlich weibliche Modelle, er „malt die Mädchen und Frauen mit seidig glatter, samtig pelziger und perlgrau schimmernder Haut, die lind überflossen ist von den durchlichtesten, schönsten Farben, über die eines Koloristen Palette nur verfügt. Pflanzenhaft still und wenig bewegt verharren seine Frauengestalten. Sie haben keine andere Funktion, als die: zu sein; sie stellen nichts anderes dar, als sich selbst“ (Arthur Roessler, Der Maler Hans Böhler, Wien 1929, S. 99).
Eine stolze, unnahbare Spanierin ist das Motiv vorliegenden Bildes. Sie hat ein hellblaues Gewand mit einer auffallenden gelb-orangen Schleife an und am Schoß einen schlafenden Pekinesen. Diese Hunderasse kam erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts von China nach Europa und war um 1918 ein absoluter Modehund und wohl einer eher wohlhabenden Schicht vorbehalten. Das Licht und der Bildraum alles entsteht aus der Farbe heraus. „Raum und Gestalt bilden eine Einheit; der Raum wirkt gleichsam als Ausstrahlung des dargestellten, menschengestaltigen Wesens; oder des letzteren Erscheinung, wie des Raumes kristalline Verdichtung. Jedenfalls ist immer ein Zusammenwogen, Ineinanderfließen von Mensch und Raum malerisch zum Ausdruck gebracht“ (Roessler, S. 100). So trennen in diesem 1917/18 entstandenen Bild – Jahre, die der Künstler auf der Flucht vor dem Krieg in der Schweiz verbracht hat – noch Umrisslinien die Figur vom Hintergrund. In späteren Werken wird Hans Böhler diese zugunsten eines noch einheitlicheren Bildraumes aufgeben sowie auch die Stofflichkeit und Erkennbarkeit der einzelnen Details eintauschen gegen eine „vom Bildgegenstand weitgehend unabhängige Farbwelt und Abstraktionstendenz“ (Cornelia Cabuk, in: Zwischen den Kriegen, s. o., S. 29).
(Sophie Cieslar)