Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

13. Mai 2014, 17:00 Uhr

0049

Emilie Mediz-Pelikan

(Vöcklabruck/OÖ 1861 - 1908 Dresden)

„Ruine Dürnstein mit Regenbogen“
1900
Öl auf Leinwand
156 × 140,5 cm
Signiert rechts unten: E. Pelikan
Rückseitig altes Ausstellungsetikett von 1943 sowie Etikett mit der Oeuvrenummer Weber 367

Provenienz

aus dem Nachlass der Künstlerin; Kurt Kalb, Wien; seit 1985 in österreichischem Privatbesitz

Ausstellung

1903 Wien, VII. Ausstellung des Hagenbundes, Kat.-Nr. 46; 1943 Dresden, Galeriegebäude auf der Brühlschen Terrasse (Emilie Pelikan - Karl Mediz), Kat.-Nr. 122; 1986, Wien und Linz, Hochschule für angewandte Kunst und Oberösterreichisches Landesmuseum (Emilie Mediz-Pelikan, Karl Mediz, 24. April - 25. Mai 1986 und 23. April - 22. Juni 1986), Kat.-Nr. 263

Literatur

Ludwig Hevesi, in: Zeitschrift für bildende Kunst, N. F. V., Leipzig 1903, S. 207-214; Paul Schumann, in: Hundert Meister der Gegenwart, herausgegeben von E. A. Seemann, Leipzig 1904, S. 50; Eduard Jeikner, Emilie Pelikan - Karl Mediz. Gemälde und Zeichnungen, Katalog zur Ausstellung im Galeriegebäude auf der Brühlschen Terrasse, Hrsg. Heimatwerk Sachsen, Dresden 1943, Kat.-Nr. 122, Abb. S. 48; Oswald Oberhuber, Wilfried Seipel, Sophie Geretsegger, Emilie Mediz-Pelikan 1861 - 1908, Karl Mediz 1868 - 1945, Katalog zu den Ausstellungen im Österreichischen Museum für angewandte Kunst, Wien und im Oberösterreichischen Landesmuseum, Landesgalerie Linz, 1986, Kat.-Nr. 263

Beiliegend Gutachten von Kurt Kalb, vom 23. 4. 1985.

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 57.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die Jahrhundertwende von 1900 markiert im Leben der Malerin Emilie Mediz-Pelikan den Beginn ihres künstlerischen Durchbruchs. Sie war erst kurz davor mit ihrem Mann Karl Mediz von Wien nach Dresden übersiedelt, wie sie überhaupt von Beginn an ihre künstlerische Inspiration und Heimat in Deutschland und Holland gefunden hatte. Bereits in den späten 1880er Jahren war sie nach Dachau gezogen, wurde Schülerin bzw. vielmehr Malerkollegin von Adolf Hölzel und erlebte den Aufbruch der Dachauer Malerkolonie. Wie viele ihrer Generation war sie nach Paris, Holland und Belgien gereist und hatte ihr erstes großes Debut mit einem „Ginsterfeld“ in München gefeiert, das als mutiges und gewagtes Schauspiel des Impressionismus für Aufmerksamkeit sorgte. Parallel zu Gustav Klimt gelangten Mediz-Pelikan und ihr Mann zu einer neuen ornamental-flächigen Ausdrucksform, in der sich symbolistische Naturphilosophie mit der Präzision des Landschaftsrealisten vereinigte. Dennoch fanden sie in Wien nie die verdiente Anerkennung, sodass ihnen nur der Weg nach Dresden blieb, wo Mediz-Pelikan 1908 mit erst 47 Jahren verstarb. Ihr Nachlass verblieb bis in die 1980er Jahre in der DDR, erst 1986 gelang eine erste umfassende Präsentation ihres Werkes im OÖ-Landesmuseum und in der Universität für Angewandte Kunst in Wien, der zahlreiche kleinere Ausstellungen in privaten Galerien in Wien, Linz und München folgten.

Im Jahr 1900 hielt sich Mediz-Pelikan in der Wachau auf und malte die oberhalb des Ortes Dürnstein gelegene Burgruine in drei Gemälden. Die vorliegende Variante ist nicht nur die bildmäßig größte, sie präsentiert im maltechnischen wie inhaltlichen die Essenz von Mediz-Pelikans ungewöhnlicher Bildwelt und ist zweifellos als eines ihrer Hauptwerke zu bezeichnen. Die wie ein Zacken am Sporn des Felsens aufragende Ruine der Kapelle mit den verwitterten Fresken bildet die malerische Kulisse, der sie durch scharfe Kontraste von dunklen und hell aufleuchtenden Partien und einer subtilen Zergliederung der Farben eine irreale, bizarre Aura verleiht. Der abrupte Blick hinunter ins Tal lässt "das Donautal mit seinen Auen und Dörfern als silbergrau dunstigen, luftigen Prospekt in der Tiefe schweben“ (Ludwig Hevesi) und die romantische Vorstellung Caspar David Friedrichs in moderner Version wiederaufleben. Einzelne Zeichen wie der Regenbogen, die aufgerissene, fleckenhafte Wolkendecke und die Schar der schwarzen Vögel um die Turmspitze bieten ein weites Feld der Interpretation. Über all dem steht eine virtuose, präzise Malerei, die die Klaviatur der Farben und ihrer Symbolik gekonnt zu spielen vermag. (MHH)