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Auction: Old Master Paintings

19. June 2012

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0019

Giovanni Paolo Panini

(Piacenza 1691 - 1765 Rom)

„Ein Paar Ruinencapriccios“
Öl auf Leinwand, doubliert
je 64 × 49 cm

Estimate: € 60.000 - 100.000
Result: € 96.000 (incl. fees)
Auction is closed.

Giovanni Paolo Panini
(Piacenza 1691–1765 Rom)

Ein Paar Ruinencapriccios mit figürlicher Staffage
Öl auf Leinwand, doubliert, je 64 × 49 cm
Provenienz (laut Familienüberlieferung der derzeitigen Besitzer): aus dem Nachlass Giacomo Casanovas, Schloss Dux/Duchov, Tschechien; Besitz der Grafen von Waldstein, Schloss Dux/Duchov, Tschechien; um 1880 verkauft an den Fabrikanten Theodor Grohmann von Hohenwidim, Teplitz-Schönau; seither durch Erbfolge in österreichischem Familienbesitz

Wir danken Prof. David Marshall, Melbourne, für die Bestätigung der Gemälde als eigenhändige Werke von Giovanni Paolo Panini und seiner Hilfe bei der Erstellung des Katalogtextes (anhand professioneller Fotos). We are grateful to Prof. David Marshall, Melbourne, for confirming the paintings as works by Giovanni Paolo Panini and for his help preparing this catalogue entry (on the basis of professional photos): „In my opinion the Waldenstein pair, ..., display his characteristic touch and compositional conception of Giovanni Paolo Panini in the second decade of the eighteenth century, perhaps 1716–18.“

Dieses seit mehreren Generationen in Familienbesitz befindliche Gemäldepaar stammt ursprünglich aus dem böhmischen Schloss Dux/ Duchov. Gemäß der überlieferten Familiengeschichte soll es aus dem Nachlass des europaweit berühmten Schriftstellers und Abenteurers Giacomo Casanova stammen, welcher ab 1785 als Bibliothekar im Schloss des Grafen Josef Karl von Waldstein seinen Alterswohnsitz hatte und auch dort im Jahre 1798 begraben wurde.
Prof. David Marshall ordnet diese beiden neu entdeckten und bislang unpublizierten Werke in das Frühwerk Giovanni Paolo Paninis um 1716–18 ein. Eine Zeit, in der der 1711 aus Piacenza nach Rom gekommene Künstler durch die Aufnahme in die „Accademia di San Luca“ und die „Congregazione die Virtuosi del Pantheon“ den Durchbruch zum Beginn seiner großen Karriere erlangte.
Die Pendants sind in der für Panini typischen Konzeption seiner frühen Ruinengemälde aufgebaut. Das eine Gemälde zeigt einen verfallenen ionischen Portikus mit einem korinthischen Torbogen, dazwischen eine stehende weibliche Steinskulptur. Im linken Vordergrund nähert sich bewegt eine Frau einer Gruppe von Figuren, die intensiv eine antike Inschrift studieren. Die Inschrift auf einer römischen Steinplatte ist als „I.M. / CL AETERNI...“ zu lesen und assoziiert dem Betrachter damit das Wort „Aeternitas“. Das Sujet lässt Poussins „Et in Arcadia“-Thema anklingen und verweist auf den subtil narrativen Charakter der Werke Paninis aus dieser Zeit. Das Motiv einer Frau, die eine antike Inschrift zu entziffern versucht, befindet sich auch auf einem Gemälde Paninis ehemals in der Sammlung Marco Grassi, New York (vgl. Arisi, Gian Paolo Panini, Rom, 1986, Nr. A86).
Das zweite Gemälde zeigt dorische Ruinen mit einer antiken Vase, welche von drei Männern betrachtet wird. Als Vorbild für die von Panini immer wieder in verschiedenen Variationen gezeigten Vasen gilt die sogenannte „Borghese Vase“, eine aus dem ersten Jahrhundert vor Christus stammende römische Vase, die, im 16. Jahrhundert wiederentdeckt, von der Familie Borghese erworben wurde, und sich heute im Louvre in Paris befindet. Der rechte Mittelgrund der Ruinenlandschaft wird durch eine apsidiale Struktur abgeschlossen. Zwischen den Architekturelementen sitzt ein Mann auf einem Steinblock, der seine Füße ins Wasser eintaucht; dieses Motiv findet sich auch auf einem Gemälde Paninis im University Art Museum Indiana (vgl. F. Arisi, 1986, Nr. A64). Auf beiden vorliegenden Gemälden findet sich im Bildzentrum ein Hund, der nicht nur die Gegenstücke, sondern durch seine Aufmerksamkeit auch die beiden Gruppen mit den Einzelfiguren innerhalb der Gemälde verbindet. Eben dieser schwarz-weiße Hund gilt als ein häufiges Wiedererkennungsmotiv der frühen Werke Giovanni Paolo Paninis.
Wir danken Prof. David Marshall, Melbourne, für die Bestätigung der Gemälde als eigenhändige Werke von Giovanni Paolo Panini und seiner Hilfe bei der Erstellung des Katalogtextes (anhand professioneller Fotos).
We are grateful to Prof. David Marshall, Melbourne, for confirming the paintings as works by Giovanni Paolo Panini and for his help preparing this catalogue entry (on the basis of professional photos): „In my opinion the Waldenstein pair, ..., display his characteristic touch and compositional conception of Giovanni Paolo Panini in the second decade of the eighteenth century, perhaps 1716–18.“

Dieses seit mehreren Generationen in Familienbesitz befindliche Gemäldepaar stammt ursprünglich aus dem böhmischen Schloss Dux/ Duchov. Gemäß der überlieferten Familiengeschichte soll es aus dem Nachlass des europaweit berühmten Schriftstellers und Abenteurers Giacomo Casanova stammen, welcher ab 1785 als Bibliothekar im Schloss des Grafen Josef Karl von Waldstein seinen Alterswohnsitz hatte und auch dort im Jahre 1798 begraben wurde.
Prof. David Marshall ordnet diese beiden neu entdeckten und bislang unpublizierten Werke in das Frühwerk Giovanni Paolo Paninis um 1716–18 ein. Eine Zeit, in der der 1711 aus Piacenza nach Rom gekommene Künstler durch die Aufnahme in die „Accademia di San Luca“ und die „Congregazione die Virtuosi del Pantheon“ den Durchbruch zum Beginn seiner großen Karriere erlangte. Die Pendants sind in der für Panini typischen Konzeption seiner frühen Ruinengemälde aufgebaut. Das eine Gemälde zeigt einen verfallenen ionischen Portikus mit einem korinthischen Torbogen, dazwischen eine stehende weibliche Steinskulptur. Im linken Vordergrund nähert sich bewegt eine Frau einer Gruppe von Figuren, die intensiv eine antike Inschrift studieren. Die Inschrift auf einer römischen Steinplatte ist als „I.M. / CL AETERNI…“ zu lesen und assoziiert dem Betrachter damit das Wort „Aeternitas“. Das Sujet lässt Poussins „Et in Arcadia“-Thema anklingen und verweist auf den subtil narrativen Charakter der Werke Paninis aus dieser Zeit. Das Motiv einer Frau, die eine antike Inschrift zu entziffern versucht, befindet sich auch auf einem Gemälde Paninis ehemals in der Sammlung Marco Grassi, New York (vgl. Arisi, Gian Paolo Panini, Rom, 1986, Nr. A86). Das zweite Gemälde zeigt dorische Ruinen mit einer antiken Vase, welche von drei Männern betrachtet wird. Als Vorbild für die von Panini immer wieder in verschiedenen Variationen gezeigten Vasen gilt die sogenannte „Borghese Vase“, eine aus dem ersten Jahrhundert vor Christus stammende römische Vase, die, im 16. Jahrhundert wiederentdeckt, von der Familie Borghese erworben wurde, und sich heute im Louvre in Paris befindet.
Der rechte Mittelgrund der Ruinenlandschaft wird durch eine apsidiale Struktur abgeschlossen. Zwischen den Architekturelementen sitzt ein Mann auf einem Steinblock, der seine Füße ins Wasser eintaucht; dieses Motiv findet sich auch auf einem Gemälde Paninis im University Art Museum Indiana (vgl. F. Arisi, 1986, Nr. A64). Auf beiden vorliegenden Gemälden findet sich im Bildzentrum ein Hund, der nicht nur die Gegenstücke, sondern durch seine Aufmerksamkeit auch die beiden Gruppen mit den Einzelfiguren innerhalb der Gemälde verbindet. Eben dieser schwarzweiße Hund gilt als ein häufiges Wiedererkennungsmotiv der frühen Werke Giovanni Paolo Paninis.