Auktionshaus

Außergewöhnliches von nationalen und internationalen Größen: Auktion "Zeitgenössische Kunst" am 6. April

08.03.2022 / Franz West, Martin Kippenberger, Henry Moore, Günter Brus, Hermann Nitsch, Martha Jungwirth, Arnulf Rainer, Ernst Fuchs, Arik Brauer, Helmut Leherb, Ludwig Schwarzer

138. Auktion, Lot 321
Franz West*
Clubfauteuil (Sound Philipp Quehenberger), 2007
Stahlbeine, Schaumstoff, Leinenbezug, an der Unterseite mit Sicherheitsnadeln zusammengehalten, 2 Lautsprecherboxen, CD-Player, an der Unterseite montiert
H. 104 cm, T. 80 cm, B. 70 cm
Schätzpreis: 20 000 - 40 000 €

Franz West

Ein außergewöhnliches Objekt von Franz West bietet die Frühlingsauktion – den 2007 entstandenen Clubfauteuil, der 2009 in der Schweizer Fondation Beyeler ausgestellt wurde. Gerade diese Arbeit zeigt exemplarisch, dass die Kommunikation und die Interaktion durch die Kunst ein Hauptmotiv für West waren.

Denn mit seinen Sitzmöbeln, mit Stoff bespannt oder aus Fertigteilen geformt, stellte West die Grenze zwischen Kunstobjekt und Gebrauchsgegenstand in Frage. Die Besucher konnten durch einfaches Hinsetzen selbst Teil eines Kunstwerks werden.

Interaktion und Kommunikation entstanden aber noch auf einer weiteren Ebene: durch die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern. Bei dem Clubfauteuil ist durch die Lautsprecher die Musik von Philip Quehenberger zu hören; diese entstand im Rahmen eines Live-Auftritts bei der Ausstellung. So thematisiert West wiederum das Verhältnis zwischen dem Künstler, der künstlerischen Arbeit und dem Rezipienten. Auch drei weitere Arbeiten von Franz West sind zu erwerben, dabei handelt es sich um zwei Aquarelle sowie eine Collage.

138. Auktion, Lot 330
Martin Kippenberger*
Nix Nouvelle Cuisine, 1996
Kugelschreiber auf Stofftischtuch; gerahmt
131 x 148 cm
Schätzpreis: 20 000 - 40 000 €

Weitere internationale Künstler

Martin Kippenberger

Das Auktionshaus im Kinsky bietet auch bei dieser Auktion wieder internationale Namen. Dazu zählt Martin Kippenberger, der mit der österreichischen Fotografin Elfie Semotan verheiratet war. Seine Arbeit „Nix Nouvelle Cuisine“ aus 1996 besteht aus einem Tischtuch, das er mit Kugelschreiber bemalt hat; zu sehen ist das Paar sowie zwei weitere Figuren. Die Szene muss sich so oder ähnlich abgespielt haben - und zwar im Hotel Raffel im Burgenland, wo der Künstler seinen Stammtisch hatte. Von dort stammt auch das Tischtuch. Es ist eine typische Arbeit für Kippenberger, der sich mit Bild und Sprache in das allgemeine Gedächtnis einprägen wollte. Der Künstler suchte sich stets ein Lokal in der Nähe seines jeweiligen Aufenthaltsortes, das er als seine Bühne nutzte: dort traf er Freunde, arbeitete, stellte aus – in diesem Fall war es eben das Hotel Raffel nahe Jennersdorf, wo seine Frau Elfie ein Bauernhaus besitzt.

138. Auktion, Lot 353
Henry Moore* 
Study for Head of Warrior, 1953
Bronze
H. 34,5 cm
Schätzpreis: 15 000 - 30 000 €

Henry Moore

Und noch einen anderen, großen internationalen Künstler hat das Auktionshaus im Kinsky zu bieten: den Engländer Henry Moore. Seine Arbeiten stellen den menschlichen Körper in abstrahierter Form dar, seine beliebtesten Motive sind „Mutter und Kind“ oder ruhende Figuren. Seine oft überlebensgroßen, durch ihre runden Formen zur Berührung einladenden Skulpturen sind auf der ganzen Welt auch im öffentlichen Raum zu finden. Zur Auktion kommt nun die Bronzeskulptur „Study for Head of Warrior“ aus 1953.

138. Auktion, Lot 338
Günter Brus*
Informel, 1960
Tusche auf Papier; gerahmt
44,8 x 62,7 cm (Blattmaß)
Schätzpreis: 25 000 - 50 000 €

Die Wiener Aktionisten

Günter Brus

Von Günter Brus, dem international ebenfalls sehr angesehenen Zeitgenossen Wests, kommen vier Arbeiten zur Auktion. Dazu zählt eine Tuschezeichnung auf Papier aus 1960, „Informel“ betitelt: eine sensationelle, äußerst selten am Markt erhältliche Arbeit. Weitere Werke stammen aus den 1980er Jahren; dabei handelt es sich um ein Konvolut von drei Radierungen mit Brus‘ typischer Bildsprache, einen „Befehlsverweigerer“ (Mischtechnik auf Papier) und eine Fotografie.

138. Auktion, Lot 305
Hermann Nitsch*
Schüttbild mit Malhemd, 2011
Acryl auf weiß grundierter Jute und Baumwollhemd; ungerahmt
200 x 150 cm
Schätzpreis: 50 000 - 100 000 €

Hermann Nitsch

Eine großformatige Arbeit von Hermann Nitsch bereichert das Angebot der Künstler dieser Generation. Von ihm ist ein monumentales „Schüttbild mit Malhemd“ aus 2011 zu ersteigern, für das das im Kinsky reges Interesse erwartet – nicht zuletzt, weil der Künstler vor kurzem von der internationalen Pace Gallery unter Vertrag genommen wurde und mit einem baldigen Preisanstieg zu rechnen ist.

138. Auktion, Lot 334
Martha Jungwirth*
o.T., 1994
Mischtechnik auf Leinen, aufkaschiert; gerahmt
47 x 30 cm
Schätzpreis: 10 000 - 20 000 €

Jungwirth & Rainer

Martha Jungwirth

Eine andere Künstlerin, die ebenfalls bei einer angesehenen internationalen Galerie (Ropac) untergekommen ist, ist Martha Jungwirth. Von ihr gibt es sechs Arbeiten im Angebot. Es handelt sich dabei sowohl um Aquarelle als auch Mischtechniken und Druckgrafiken, großteils in den starken Farben, für die sie bekannt ist.

138. Auktion, Lot 343
Arnulf Rainer* 
Übermalung, 1957
Mischtechnik auf Papier auf Leinwand; gerahmt
50 x 35,5 cm
Schätzpreis: 50 000 - 100 000 €

Arnulf Rainer

Der große Österreicher Arnulf Rainer ist ebenfalls mit einer frühen „Übermalung“ vertreten, sie stammt aus dem Jahr 1957.

"Ich wusste nicht wozu, wohin, wie lange, als ich 1952 begann, über eigene Bilder zu malen (ab 1953 auch über fremde). Erst langsam im Laufe der Jahre entwickelten sich geschlossene schwarze Flächen oder Strichbündel, in denen ich mich selbst erkannte, eintauchte und repräsentierte."

138. Auktion, Lot 359
Ernst Fuchs* 
Kreuzigung in Jerusalem
Öl auf Leinwand; gerahmt
194 x 130 cm
Schätzpreis: 35 000 - 70 000 €

Sammlung Stronach

Die phantastischen Realisten

Ernst Fuchs

Von dem Malerfürsten Ernst Fuchs sind zwei großformatige Werke im Angebot, die beide aus der Sammlung Stronach stammen. Diesmal hat Fuchs biblische Themen aufgegriffen: Sein „Abendmahl“ zeigt Jesus, wie er, von Kindern umgeben, Brot und Wein segnet. In der „Kreuzigung“ stellt Fuchs das bekannte Motiv in starken Farben dar – von dem lilafarbenen Himmel, der von orangen Strahlen aufgerissen wird, hebt sich Jesus‘ dunkler, nur mit einem türkisen Lendentuch bekleideter Körper kontrastreich ab.

138. Auktion, Lot 362
Arik Brauer* 
Mulatschag
Öl auf Platte; gerahmt
59 x 69 cm
Schätzpreis: 35 000 - 70 000 €

Arik Brauer 

Auch andere Phantasten bietet das im Kinsky in dieser Auktion. So gibt es drei Werke von Arik Brauer zu ersteigern, darunter einen „Mulatschag“. Dabei handelt es sich um ein Spätwerk des Meisters, der selbst lebhafte Feste liebte - diese positive Energie ist in dem vorliegenden Bild gut nachzuvollziehen.

138. Auktion, Lot 363
Helmut Leherb* 
Doppio Ritratto, 1985
Mischtechnik auf Papier; gerahmt
180 x 120 cm
Schätzpreis: 20 000 - 40 000 €

Helmut Leherb

Direkt aus der Familie des Künstlers stammt das „Doppio Ritratto“ von Helmut Leherb aus 1985.

Mit seiner Frau, der Künstlerin Lotte Profohs, pflegte er den Auftritt als exzentrisches Künstler- und Liebespaar. Gerne gab er dies auch in seiner Arbeit wieder, wie auch in dieser Zeichnung. Beide blicken dem Betrachter mit selbstbewusstem Blick entgegen, die Stärke ihres Auftritts kontrastiert mit der Zartheit der weißen Taube in seiner Hand.  Der Vogel steht für die Liebe zwischen den beiden, für ihr Glück und ihre Treue; und natürlich für den (ehelichen) Frieden.  

138. Auktion, Lot 365
Ludwig Schwarzer*
Nostalgie Total
Tempera auf Karton
49 x 70 cm
Schätzpreis: 10 000 - 20 000 €

Ludwig Schwarzer

Ludwig Schwarzer ist ebenfalls in der Auktion präsent, mit seiner Arbeit „Nostalgie Total“. Zwei lebendig wirkende Büsten stehen einander zugewandt in einer Fensternische, Mann und Frau.

Die beiden scheinen in die Erinnerung an vergangene Zeiten versunken, wie schon der Bildtitel verrät – ob diese aber nur gute Zeiten waren, stellt der Riss infrage, der das Bild teilt. So wird die schöne Illusion über den Zauber der Vergangenheit, die das Bild kreiert, von Schwarzer gleichzeitig enttarnt.

(Alexandra Markl)