Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

28. November 2013, 18:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0188

Franz Von Lenbach

(Schrobenhausen 1836 - 1904 München)

„Emma Berndl als Iphigenie“
1902
Öl auf Platte
106 × 80 cm
Signiert und datiert oben rechts: F Lenbach / 1902

Provenienz

Gemäldegalerie D. Heinemann, München; 1905 dort vom Vater der derzeitigen Besitzerin erworben; seither süddeutscher Adelsbesitz

Ausstellung

2009-2013 Leihgabe im Lenbachmuseum Schrobenhausen

Literatur

Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst. Neunter Band. Freie Kunst. Der "Kunst für alle" XIX. Jahrgang. München 1904, S. 396 (Abb.)

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 19.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Franz von Lenbach wurde 1836 in Schrobenhausen (Bayern) geboren. 1857 begann er ein Studium an der Münchner Akademie bei Karl von Piloty. Auf Empfehlung Pilotys erfolgte 1860 eine Berufung Lenbachs an die neugegründete Kunstschule in Weinmar, gemeinsam mit Arnold Böcklin und dem Bildhauer Begas, doch schon 1862 kehrte der Künstler nach München zurück. Lenbach feierte nun erste Erfolge mit Kopien von bekannten Gemälden Alter Meister, die er im Auftrag des Grafen Schack ausführte. Durch das Studium der Alten Meister gewann er malerische Sicherheit und fand bald zu seinem eigenen persönlichen Porträtstil. Ab den 1870er Jahren avancierte er zum beliebten Porträtisten für die deutsche Oberschicht aus Politik und Industrie. Seit 1871 lebte Lenbach abwechselnd in München, Wien und Berlin. Mit seinen Künstlerfreunden Hans Makart und Leopold Carl Müller reiste er im Winter 1875/76 nach Ägypten. 1878 begann seine freundschaftliche Beziehung zu Otto von Bismarck, und noch im selben Jahr entstand ein erstes Bildnis des Kanzlers. Lenbachs Stellung als gefragter Porträtist stieg in den nächsten Jahren und damit verbunden auch sein gesellschaftliches Ansehen. Finanziell abgesichert, erbaute er gemeinsam mit dem Architekten Gabriel von Seidl zwischen 1883-89 die Villa Lenbach in München, das sogenannte Lenbachhaus, das seit 1924 als Lenbach-Galerie der Städtischen Galerie angegliedert ist.

Das vorliegende Damenporträt zeigt die Münchner Hofschauspielerin Emma Berndl (1877-1934) als "Iphigenie". Der Sage nach sollte die Tochter Agamemnons und Klytaimnestras den Opfertod sterben, um die Jagdgöttin Artemis zu besänftigen. Die Göttin bestrafte Agamemnon, da er eine trächtige Hirschkuh in ihrem heiligen Hain tötete, in dem sie am Beginn des Trojanischen Krieges durch eine Windflaute die Weiterfahrt der Griechenflotte verhinderte. Um die Fahrt fortsetzen zu können musste Agamemnon seine Tochter als Sühneopfer der Göttin darbringen.
Mit ernstem, in die Ferne gerichteten Blick, zeigt Lenbach die Schauspielerin als Iphigenie, die ihr Schicksal möglicherweise schon erahnt. Eine geheimnisvolle Aura umgibt die Frau, deren helles Inkarnat sich strahlend vom dunklen Hintergrund abhebt. Das seidige Kleid umschmeichelt ihren schlanken Körper und im Haar trägt sie einen Kranz aus zarten Blüten und Blättern. Sensibel und malerisch raffiniert schildert der Münchner Malerfürst das Wesen einer jungen Frau, und es verwundert nicht, dass er von begeisterten Zeitgenossen als „Seelenmaler“ oder „Psychologe mit dem Pinsel“ bezeichnet wurde. (MS)