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Auktion: Alte Meister

28. November 2013, 17:00 Uhr

0066

48 Briefe der Kaiserin Maria Theresia (1717 – 1780)

„48 Briefe der Kaiserin Maria Theresia (1717 – 1780)“
Wien, 1. April 1744 – 20. Oktober 1750
Ein Kanzleibrief mit eigenhändiger Unterschrift (Wien, 1. April 1744) und 47 eigenhändige Schreiben ("zettul") an Johann Franz Gottfried Graf von Dietrichstein (1671 – 1755), Präsident der Hofkammer, davon zehn mit eigenhändigen Unterschriften Maria Theresias, vier auch mit ihren eigenhändigen Vermerken ("camerpresident") und vier mit roten oder schwarzen Siegelresten, vier Vermerke ("camer praesident, camer president, Graff v. Diedrichstein, camer president, Diedrichstein") von fremden Händen; sechsunddreißig mit den eigenhändigen Empfangsvermerken Dietrichsteins, wie z. B. "dem 7 Jenner 1745 abents gegen 8 Uhr bekomen" oder "recepi dem 25 Martii 1746", elf ohne Empfangsvermerke und nicht datiert; beiliegend ein alter Papierumschlag mit dem handschriftlichen Vermerk "56 Lettres de l’Imperatrice Marie Therese au Comte Didrichstein"; verschiedene Formate: 12° - groß 8°, Falt- und Knitterspuren, einige mit kleinen Einrissen in den Rändern

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Alfred von Arneth, Briefe der Kaiserin Maria Theresia an ihre Kinder und Freunde, Bd. IV, Wien, 1881, S. 162-180

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 11.136 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Von den Handzetteln Maria Theresias an den Hofkammerpräsidenten Dietrichstein hat Alfred von Arneth dreiundzwanzig im vierten Band seiner Ausgabe der „Briefe der Kaiserin Maria Theresia an ihre Kinder und Freunde“ veröffentlicht (Wien, 1881, S. 162-180) und vierundzwanzig Handzettel, die Arneth nicht edierte, sind bis jetzt unbekannt geblieben; vier, die in Arneth vorkommen, fehlen unserer Sammlung, in der wohl – entsprechend dem Vermerk auf dem alten Umschlag – im 19. Jahrhundert sechsundfünfzig vorhanden gewesen sind. Der von Arneth gebrachte Text der Handzettel ist eine moderne Transkription, die nur den Wortlaut einigermaßen beibehält.

Johann Franz Gottfried Graf von Dietrichstein, Freiherr zu Hollenburg, Finkenstein und Landskron, Ritter des Goldenen Vließes, war seit 1718 Präsident der Hofkammer, also Finanzminister der Habsburgermonarchie; er „logierte“ im „Questenbergischen Haus“ in der Johannesgasse („Staats- und Standeskalender auf das Jahr 1746", S. 49), wo auch heute das Bundesministerium für Finanzen seine Räumlichkeiten hat. Erst 1750 versetzte Maria Theresia den neunundsiebzigjährigen Hofkammerpräsidenten mit einer Pension von 7000 Gulden in den Ruhestand, nachdem er „57 volle Jahre in Besorgung des höchsten Cammeral- und Finanzwesens sehr ersprießliche Dienste rühmlichst geleistet hat“ (Franz Karl Wißgrill, Schauplatz des landsässigen Niederösterreichischen Adels vom Herren und Ritterstande, II, Wien, 1795, S. 220).
Diese bedeutende Sammlung von Handzetteln Maria Theresias an ihren Hofkammerpräsidenten aus den für die Kaiserin so schwierigen Jahren nach dem Verlust Schlesiens geben einen unvergleichlichen Einblick in ihre Regierungs- und Verwaltungstätigkeit, in die Strukturen der Finanzen, der Steuereinhebung oder der Abläufe bei der Verteilung und Verwendung der von Maria Theresia oft erwähnten „fundi“, also der Geldmittel, die sie benötigte, um vor allem die großen Ausgaben für das Militär bestreiten zu können. Vermutlich war ihr der alte Hofkammerpräsident keine große Hilfe, denn fast aus jedem ihrer Handzettel wird die Ungeduld und das Drängen auf Erledigung ihrer Befehle oder Wünsche ersichtlich, und dem entspricht auch Alfred von Arneths Beurteilung der Amtstätigkeit des Grafen Dietrichstein.
„Der steiermärkischen Linie seines altberühmten Geschlechtes entstammend, bekleidete Dietrichstein, im Jahre 1671 geboren und somit in dem Augenblicke der Thronbesteigung Maria Theresia’s sein siebzigstes Lebensjahr fast erreichend, damals schon seit langem sein wichtiges Amt. Das Wenige, das wir von ihm wissen, lässt nicht annehmen, die hiezu erforderliche Befähigung sei ihm in ausreichendem Masse eigen gewesen. Aber er wurde darum doch nicht, und selbst dann nicht seines Amtes enthoben, als die Bürde desselben für seine altersschwachen Schultern vollends zu schwer geworden war. Wie sehr Maria Theresia hierunter, und insbesondere unter der mit zunehmendem Alter noch mehr sich steigernden Langsamkeit und Schwerfälligkeit Dietrichstein’s litt, wird aus der Mehrzahl ihrer kurzen Briefchen an ihn ersichtlich. Fast immer trachtet sie ihn zur Erledigung rückständiger Geschäftssachen zu drängen, und nicht selten tritt die Ungeduld, mit der sie seinen regelmässig verspäteten Berichten entgegensieht, deutlich zu Tage“ (Alfred von Arneth, Briefe der Kaiserin Maria Theresia an ihre Kinder und Freunde, I, 1881, S. XLV).

Eine Transkription des Kanzleibriefes und der 47 Handzettel steht zur Verfügung.