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Auktion: Antiquitäten

27. November 2013, 17:00 Uhr

0256

Johann Peter der Ältere Schwanthaler

(Ried 1720 - 1795 Ried)

„Maria Immaculata“
Österreich, 2. Hälfte 18. Jahrhundert
Holz, geschnitzt, rückseitig gehöhlt; originale polychrome Fassung, Vergoldung und Silberfassung; Darstellung der stehenden, jungfräulichen Mutter Gottes mit Strahlenkrone und Zepter, sie ist in wallendes Gewand gekleidet, der hinter ihrem Rücken hervorwehende Schleier ist besonders reizvoll gestaltet; Maria steht auf der Weltkugel, die von der drachenköpfigen Schlange umfasst wird, diese trägt in ihrem Maul einen Totenkopf; meisterliche Schnitzarbeit; sehr guter Erhaltungszustand; spätere Wandkonsole
H. 144 cm

Provenienz

ehem. Kunsthandel Peter Kössl, Oberösterreich; seither Salzburger Familienbesitz

Literatur

Vergleiche: Madonna mit Kind, Stiftskirche Reichersberg am Inn/Oberösterreich; Madonna mit Kind, Marktkirche Altheim/Obersösterreich; Madonna mit Kind, Pfarrkirche Pöndorf/Oberösterreich, siehe dazu: Helga Achleitner, Johann Peter der Ältere Schwanthaler, Ried 1991, WK Nr. D 1.1.1, D. 1.1.2 und D. 1.1.3

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Auktion ist beendet.

Johann Peter der Ältere Schwanthaler übernahm im Jahr 1758 mit bereits 38 Jahren die Bildhauerwerkstatt seines Vaters in Ried im Innkreis.
Er war der drittälteste Sohn von Johann Franz (1683-1762) und Enkel des gefragten Bildhauers Thomas Schwanthaler (1634-1707). Johann Peter war bis zur Werkstattübernahme mehr als Lebemann bekannt, der aufgrund seines schlechten Benehmens kurzfristig sogar der Stadt verwiesen wurde. Obwohl seine berufliche Laufbahn unter wirtschaftlich schwierigen Voraussetzungen begann, brachte er dem Familienbetrieb den künstlerischen und damit verbunden auch den wirtschaftlichen Erfolg. Auch die Auftraggeber änderten sich in dieser Zeit - es waren nun hauptsächlich wohlhabende Bürger und Bauern und nicht mehr die Kirche, die ihn für Kleinplastiken beauftragten.
Von seinen Hauptwerken sollen an dieser Stelle nur die Madonna mit Kind aus der Stiftskirche Reichersberg am Inn (1770) und der Hochtabernakel in der Pfarrkirche Ried im Innkreis (1770) genannt sein.

Beinahe jedes seiner typischen Stilmerkmale findet sich auch in unserer Maria Immaculata wieder, wie etwa der schlanke, aufgerichtete Körper mit leichter Schrittstellung, das ovale, ausdrucksstarke Gesicht mit den charakteristischen schräg liegenden und zum Teil von den Augenlidern bedeckten Augen, die schmale Nase mit betonten Nasenflügeln, der wohlgeformte Mund sowie das stark herausgearbeitete Kinn. Auch der manierierte Handgestus und die verdickten Fingerkuppen zeugen von seiner Hand. Ganz deutlich weist auch der sehr bewegte Faltenwurf auf Johann Peter den Älteren, der bekannt ist für seine scharfkantigen, stellenweise hart wirkenden Falten, die sich an manchen Körperteilen regelrecht heftig aufbauschen und so tiefe Kerben entstehen lassen.

Schwanthalers vorerst noch stark dem Rokoko verhafteten Skulpturen näherten sich gegen Ende des 18. Jahrhundert dem Klassizismus an. Er gilt als der letzte große Künstler der Bildhauer-Dynastie Schwanthaler.