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Auktion: Zeitgenössische Kunst

26. November 2013, 19:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0762

Josef Albers*

(Bottrop 1888 - 1976 Haven)

„Gray turns to Violett“
1950
Öl auf Leinwand
50,5 × 50,5 cm

Provenienz

Privatbesitz, Österreich

Wird im Werkverzeichnis aufgenommen!

Schätzpreis: € 100.000 - 200.000
Auktion ist beendet.

Wenn ich male
sehe und denke ich zunächst – Farbe
Und zumeist Farbe als Bewegung
Nicht als Begleitung
von Form, die seitwärts bewegt,
nur seitwärts verbleibt
Sondern als Farbe in dauernder innerer Bewegung
Nicht nur in Interaktion und Interpendenz
mit Nachbarfarben,
verbunden wie unverbunden
Sondern in Aggression – zum wie vom Beschauer
in direktem frontalen Uns-Anschauen
Und näher betrachtet,
als ein Atem und Pulsieren – in der Farbe
(Josef Albers in: Getulio Alviani, Josef Albers, Milano 1988, S. 212)

Josef Albers gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Moderne. Die amerikanische Malerei, vor allem der US-amerikanische Expressionismus, das sogenannte Color Field Painting und die Minimal Art, etwa eines Ad Reinhardt, Morris Louis, Clyfford Still und Barnett Newman, wurden durch sein künstlerisches Schaffen, durch seine Lehrtätigkeit an der Black Mountain College und durch seine theoretischen Schriften stark geprägt. Als wichtigste literarische Arbeit gilt die „Interaction of Colors“, die neben Goethes Farblehre die wichtigste Theorie auf diesem Gebiet ist. Bahnbrechend hierin war Albers' Dogma, dass Farbe primär ein physiologisches Phänomen ist, und nicht auf physikalischen Parametern beruht.
So kam es ihm vor allem auf die Wahrnehmung und Wirkung von Farben, Formen und Flächen aufeinander an. Die darauf beruhenden und allgemein bekannten Bilder der Serie „Hommage to the Square“ demonstrieren diese Wechselwirkung anhand aufeinander gelegter Quadrate verschiedener Farben. Wie auch bei dem von uns angebotenen Bild „Gray turns to Violett“ von 1950, kann man auf der Rückseite der Bilder Vermerke des Künstlers lesen, welche Farben (anhand der Artikel-Nummern) er verwendet hat. Albers mischte niemals Farben, sondern trug das industriell hergestellte Material immer direkt mit einer Spachtel auf den Bildträger auf. So veranschaulichte er, dass ein und dieselbe Farbe unterschiedliche Wirkungen auf den Betrachter haben kann, abhängig von den anderen Farben, mit der sie am Bildträger interagiert. Bei „Gray turns to Violett" kann man diese Wechselwirkung der Farben zueinander gut erkennen, wenn bei längerer Betrachtung das zentrale graue Quadrate allmählich violett erscheint. (CP)