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Marie Egner
(Radkersburg 1850 - 1940 Maria Anzbach)

Herbstblumenstrauß
Aquarell auf Papier; 49 x 65 cm
Signiert rechts unten: M. Egner
Provenienz: Österreichischer Privatbesitz

Nach ihrer Studienzeit in Graz (1867-1872) bei Hermann von Königsbrunn und einem Studienaufenthalt in Düsseldorf (1873-1875) übersiedelte Marie Egner nach Wien, wo sie ein kleines Atelier mietete und ihren Lebensunterhalt mit Kunstunterricht verdiente. In den folgenden Jahren unternahm die Künstlerin zahlreiche Studienreisen, die sie in die österreichische Provinz, Italien und Südtirol führten. Mit ihrem Können unzufrieden, begann Egner 1881 Privatunterricht bei dem Landschaftsmaler Emil Jakob Schindler zu nehmen. In ihren Tagebuchaufzeichnungen beschreibt sie sich als seine bevorzugte Schülerin und deutet eine platonische Liebesbeziehung mit dem verheirateten Lehrer an. Als Ausweg aus dieser persönlichen Situation nahm sie 1887/88 eine Stellung als Kunsterzieherin in einer Londoner Schule für Höhere Töchter an. Dieses Jahr in England machte Marie Egner mit der Kunst des Aquarells vertraut, die sie fortan stetig weiterentwickelte. Der Aufenthalt in England bewirkte auch eine Loslösung von der Kunstauffassung ihres Lehrers Emil Jakob Schindler. Die nun 38-jährige Künstlerin fand zu einem eigenständigen, motivisch weit über jenen von Schindler hinaus dominierten Malstil, der von Licht und Farbe geprägt war.

Unser Herbstblumenstrauß zeigt Marie Egners meisterliche Beherrschung der Aquarelltechnik. In einer eckigen Vase arrangierte sie ein üppiges Blumenstillleben, bestehend aus Dahlien, Hagebutte, verfärbtem Laub und getrockneten Distelblüten. Mit lockerem Pinselstrich und der Hilfe von kräftigen Erdtönen, zauberte sie ein luftiges Bouquet, das in seiner betörenden Vielfalt die verschwenderische, aber auch vergängliche Schönheit der Natur zum Ausdruck bringt. (MS)