Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

19. März 2013

0003

Siegfried Anzinger*

(Weyer 1953)

„o.T.“
1981
Mischtechnik auf Papier
70 × 50 cm

Schätzpreis: € 3.000 - 5.000
Ergebnis: € 3.960 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Siegfried Anzinger *
(Weyer 1953 geb.)

o.T., 1981
Mischtechnik auf Papier; 70 x 50 cm
Signiert und datiert rechts unten: Anzinger 21.4.81

Ausgewählt von Peter Baum

SIEGFRIED ANZINGER
Ohne Titel, 1981
Gouache auf Papier, 70 x 50 cm

Die Sicherheit, mit der der damals noch nicht Dreißigjährige mit viel Sinn für Farbe, gesteuert von einem stupenden, emotionalen Duktus einem neuen Lebensgefühl Ausdruck verlieh -ähnlich wie Kokoschka in seinen knapp nach 1920 entstandenen Aquarellen der Gitta Wallerstein – hebt den Mann mit Maske oder Stierschädel, wie man das vorliegende Blatt bezeichnen könnte, aus der Produktion seiner Zeitgenossen deutlich heraus.

Die formale Freizügigkeit, der schwungvolle schwarze Pinselstrich, die die von Vitalität strotzende Gouache auszeichnen, verweisen auf ein Doppeltalent, für das das Machen von wie das sich Beschäftigen mit Kunst zum Lebensinhalt und zur Existenzgrundlage wurde, -ohne Alternative und unabdingbar.

Einmal auf diese Bahn geraten entwickelte sich der junge, scheue Oberösterreicher von einst, zwangsweise zu einem Künstler europäischen Rangs und internationaler Reputation, beginnend mit Einzelausstellungen in kleinen Wiener Galerien, über Museumsausstellungen in aller Welt, die Teilnahme an der documenta VII, 1982 in Kassel, und der Biennale von Venedig, 1988, bis hin zur Annahme einer Professur für Malerei an der Akademie in Düsseldorf, die der inzwischen Sechzigjährige, 2003 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis Ausgezeichnete, im Jahr 1997 angeboten erhielt.

Vieles was Anzinger macht ist verletztlich, emotional sensibel. Weniger ein mögliches Thema als vielmehr die Art und Weise wie er malt und zeichnet, wird zum Bildanlass und Bildinhalt und wirft Fragen auf, die in Metaphern, die sich an das Lebensgefühl wenden, den Betrachter direkt in seinen Bann ziehen.

Ohne seine Basis zu verleugnen oder sich opportunistisch nach dem Wind zu drehen hat Anzinger wie kaum ein zweiter seiner Generation seine Malerei nicht nur eigenwillig und schlüssig, sondern auch durchgeistigt und mit viel Sinn für Stoffliches und den Malakt selbst weiterentwickelt.

P e t e r B a u m