Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

13. November 2012

0858

Erika Giovanna Klien*

(Borgo/Südtirol 1900 - 1957 New York)

„Markt, First Avenue“
1931
Aquarell auf Papier
44,5 × 60 cm

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Auktion ist beendet.

Erika Giovanna Klien*
(Borgo/Südtirol 1900-1957 New York)
Markt, First Avenue, New York, 1931
Aquarell auf Papier; 44,5 x 60 cm
Signiert und datiert rechs unten: E. G. Klien 1931

Literatur: Bernhard Leitner (Hg.), Erika Giovanna Klien, Wien New York 1900-1957, Ausstellungskatalog, Wien 2001, Abb. S. 94/95

Provenienz: Nachlass Erika Giovanna Klien; Berta Klien, USA; Bernhard Leitner, Wien; Privatbesitz Wien

"…ich habe viel Studien von der 1. Avenue gemacht und werde ein großes Bild malen - ds hier ist nur eine Teilskizze - ich male viele Leute - dahinter die Autos - oben die Hochbahn - ich gehe fast immer auf die 1. Avenue einkaufen - dort gibt es wunderbare Artischoken für 6 Cent - Salate - Trauben - Erdbeeren - alle Früchte den ganzen Winter hindurch…"
(Erika Giovanna Klien, Brief an die Mutter, 6. März 1930)

Erika Giovanna Klien, die bekannteste Vertreterin des Wiener Kinetismus, steht für eine Kunst, die den Errungenschaften des technischen Zeitalters gerecht wird. Sie schuf Bilder, die den pulsierenden Rhythmus des modernen Lebens wiederspiegeln.

1900 im Trentino als Tochter eines Bahnbeamten geboren, besuchte Erika Giovanna Klien ab 1919 den Kurs für ornamentale Formenlehre an der Kunstgewerbeschule in Wien bei Franz Cizek. In der Cizek-Klasse kam es zur Rezeption des Expressionismus, Kubismus und Futurismus, nicht zuletzt aber auch zur Ausbildung des Kinetismus, der gerne als „Wiener Spielart des Futurismus“ umschrieben wird.

Mit dem Kinetismus gelang Wien für kurze Zeit der Anschluss an die internationale Avantgarde. Auch wenn die Ausstellungen der Cizek-Klasse in Wien selbst keine breite öffentliche Resonanz fanden. In den USA dagegen begegnete man den Kinetisten, die ihre Kunst ab 1923 in mehreren nordamerikanischen Städten präsentierten, schon früh mit regem Interesse. So war Erika Giovanna Klien 1926 in der „Brooklyn Exhibition“, einer der wichtigsten Ausstellungen der internationalen Avantgarde dieser Jahre in New York, vertreten und verkaufte mehrere Arbeiten. Klien entschied 1929 gegen Wien und für die Emigration nach Amerika. Sie starb 1957 in New York.

Es sollte aber noch Jahre dauern, bis Klien und der Kinetismus wieder in die österreichische Kunstgeschichte integriert wurden. Denn auf die kurze Blüte der Kunstströmung von 1919/20 bis etwa 1926 folgten Jahrzehnte des weitgehenden Vergessens. Erst als der Architekturstudent Bernhard Leitner bei der Witwe von Leopold Wolfgang Rochowansky 1964 Arbeiten von Erika Giovanna Klien sah, wurde die Geschichte der Wiederentdeckung der Künstlerin eingeleitet. 1975 fand die erste Klien-Ausstellung in Wien in der Galerie von Michael Pabst – heute in München - statt, der ein Jahr zuvor den Rochowansky-Nachlass erworben hatte. Zehn Jahre später zeigte Michael Papst dann in seiner Münchener Galerie die große Schau „Wiener Kinetismus. Erika Giovanna Klien“. Und erst 1987 war schließlich auch im Museum moderner Kunst in Wien eine Personale der Künstlerin zu sehen.
(CMG)