Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

13. November 2012

0007

Joos de Momper

(Antwerpen 1564 - 1635 Antwerpen)

„Predigt Johannes des Täufers“
Öl auf Leinwand
77 × 106 cm

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Ergebnis: € 25.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Josse de Momper d. J.
(Antwerpen 1564–1635 ebd.)
und
Figurenmaler aus der Nachfolge des Aertgen Claesz. van der Leyden
(Leiden um 1498–1564 ebd.)

Predigt Johannes des Täufers
Öl auf Leinwand, 77 × 106 cm
um 1595
Provenienz: ehemals Besitz des Künstlers Gustinus Ambrosi (1893–1975); seit ca. 1980 Österreichischer Privatbesitz
Gutachten Dr. Klaus Ertz, Lingen, den 08. Oktober 2012, liegt bei

Das vorliegende Gemälde zeigt die neutestamentarische Szene der „Predigt des Johannes“ in einer vielfigurigen Bildanlage, eingebettet in einer von Waldstreifen begrenzten Landschaft. Es entspricht dem Kompositionstyp „Nah- Fern-Landschaft“, der für das ausgehende 16. Jahrhundert, und hier insbesondere für Josse de Momper d.J. charakteristisch ist. Die Buntheit der Gewänder der Staffagefiguren vor dem für Momper charakteristischen dunkleren Hintergrund wirken besonders strahlend.

Ein mächtiges Felsmassiv im Mittelgrund vor einem die Ferne nur andeutenden bergigen Hintergrund dominiert in seiner Masse die Bildkomposition. Vom Fuß bis zur Bergspitze ist dieses Felsmassiv mit Häusern, Kirchen, Kapellen und Burgen bebaut. Den Gipfel vor hellem Himmel krönt die Silhouette einer prächtigen Burganlage. Mehr als einhundert Zuhörer lauschen den Worten des nur mit einem Fell bekleideten Johannes, der ein hölzernes Kreuz in seiner Linken hält. Die dem Betrachter nahestehenden Figuren sind überwiegend in Rückenansicht gegeben, die meisten in Blickrichtung zum links predigenden Johannes. Einige wenige Figuren, so ein junger Mann mit roter Mütze in der Bildmitte sowie rechts vorne ein Hellebardenträger und ein Bewaffneter, schauen den Betrachter direkt an. Die Zuhörer gehören überwiegend den höheren sozialen Schichten an, was sich aus den prächtigen Kleidern, die sie tragen, erschließen lässt. Im Vordergrund spielende Kinder geben der Szenerie den Hauch des Alltäglichen. Der bislang unidentifizierte Maler der Figuren stammt wohl aus der Nachfolge des Aertgen Claesz van Leyden (1498–1564). Sowohl der Typus als auch Modellierung entsprechen dessen Figurengestaltung. In dem Stich „Predigt des Johannes des Täufers“ von Nicolaes de Bruyn (1571–1656) nach Aertgen Claesz van Leyden sind nahezu idente Figurenmotive des vorliegenden Gemäldes zu finden, beispielsweise die am vorderen Bildrand sitzende Frau mit Kind (vgl. Nicolaes de Bruyn nach Aertgen Claesz van Leyden, „Predigt des Johannes des Täufers“, 394 × 540 mm, Hollstein 116/II/II)
In seinem Gutachten vergleicht Dr. Klaus Ertz das Gemälde unter anderem mit Josse de Mompers Werken „Der Sturz des Phaeton“ (Stockholm, Nationalmuseum, um 1590, Figuren: Bisher nicht identifizierter Maler, Literatur: Klaus Ertz, Josse de Momper der Jüngere. Die Gemälde mit kritischem Oeuvrekatalog. Freren 1986, Kat. 540 mit Abb.) und „Die Abgeordneten des römischen Staates bei Cincinnattus“ (Brüssel, Museum Burgerlijke Godshuizen, Holz, 119 × 200 cm, vor 1600, Literatur: Ertz 1986, Kat. 541 mit Abb.). In vorliegendem Gemälde ist „der Pinsel Mompers großflächig eingesetzt, schafft in breiten Farbbahnen den Untergrund für zahlreiche, mit feinerem Pinsel aufgetragene Details. Die vor allen Dingen an den Felsrändern aufgesetzten Weißhöhungen sind ein sicheres Erkennungsmerkmal der Hand Josse de Mompers. Auf eine frühe Entstehungszeit weist der dichte Farbauftrag hin, der den Untergrund vollkommen abdeckt. An keiner Stelle wird die optische Wirkung der Untermalung mit einbezogen, wie in den späteren Bildern so oft geschehen.“ (vgl. Gutachten Dr. Klaus Ertz)