Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

13. November 2012

0010

Leandro Bassano zug.

(Bassano 1557 - 1622 Venedig)

„Fürsterzbischof Raienau“
1604
Öl auf Leinwand
90,5 × 127 cm

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 12.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Leandro Bassano (Leandro da Ponte) zugeschrieben
(Bassano 1557–1622 Venedig)

Wolf Dietrich von Raitenau (1559–1617), Fürsterzbischof von Salzburg
Öl auf Leinwand, doubliert, 127 × 90,5 cm
Signiert und datiert links unten auf der unteren Schriftrolle, z.T. undeutlich: Ponte (Leandro) / 1604
Reste der Bezeichnung des Dargestellten links unten auf den Schriftrollen, z.T. undeutlich (siehe Detail)
Provenienz (laut Angaben des Einbringers): Sammlung Frigyes Glück, Budapest; Kunsthändler Emmerich Back-Vega, Mondsee; seit 1949/50 in Wiener Privatbesitz
Literatur: Wickenburg, Erik: Ein neuentdecktes Bildnis Wolf Dietrichs von Raitenau von Leandro Bassano da Ponte, Wien 1958 (Kunst ins Volk; 9,5/6), S. 457–464
Gutachten bzw. Stellungnahmen, unter anderem von: Prof. Dr. Bruno Grimschitz, Wien, 7. Februar 1956 (als eigenhändiges Werk Leandro Bassanos, Wolf Dietrich von Raitenau darstellend), Dr. Gerhard B. Ladner, Univ.-Professor der Geschichte, Fordham University, New York, 29. Juni 1957.

Wolf Dietrich von Raitenau war 1587–1612 Fürsterzbischof von Salzburg. Als Bauherr prägte er bis heute das Stadtbild, da er die Umgestaltung Salzburgs zur Barockstadt initiierte. So entstanden unter Wolf Dietrich von Raitenau beispielsweise die Neue Residenz und Schloss Mirabell, auch die Planung des Salzburger Doms nach Vorbild des Petersdoms in Rom geht auf ihn zurück. Über seine Mutter Helene von Hohenems war der Fürsterzbischof entfernt mit den Medici verwandt und damit auch mit dem späteren Papst Pius IV. Der in Rom am Collegium Germanicum ausgebildete Wolf Dietrich von Raitenau brachte nicht nur im Architektonischen den Geist des Barock nach Salzburg.
Das vorliegende Gemälde wurde nach dem Erwerb durch die Familie des derzeitigen Eigentümers in den 1950er Jahren von führenden österreichischen Kunsthistorikern untersucht, welche einheitlich zu der Meinung gelangten, dass es sich bei dem Dargestellten um Wolf-Dietrich von Raitenau handelt. Bedauerlicherweise ist die Inschrift auf den Pergamentrollen nur in Resten vorhanden, so dass heute die eindeutige Identifizierung des Künstlers und des Dargestellten im Gemälde selbst nur noch andeutungsweise möglich ist. Die in den Gutachten und der Publikation angeführten Argumente sprechen jedoch deutlich für eine Identifizierung als Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau. So wurden zum Vergleich die wenigen bekannten Porträts des Fürstbischofs herangezogen, wie beispielsweise das Bildnis des 35jährigen Wolf Dietrich von Raitenau von einem unbekannten Maler im Landesmuseum Linz. Des Weiteren stellte Prof. Ladner fest, dass der Dargestellte eine purpurne Mozzetta (Schultermantel der Chorkleidung), jedoch keine sonstigen Abzeichen der Kardinalswürde, trägt. „Dies spricht unbedingt dafür, dass der Porträtierte zwar nicht ein Kardinal, aber ein Erzbischof von Salzburg ist, der als Primas von Deutschland das Recht auf die purpurne Mozzetta etc., aber nicht auf alle Kardinalsinsignien hat“ (Ladner 1957). In Kombination mit der gut lesbaren Datierung des Gemäldes ins Jahr 1604 lässt dies nur eine Identifizierung als Wolf Dietrich von Raitenau zu. Auch gemäß einer durch das Österreichische Institut für Geschichtsforschung durchgeführten Untersuchung im Jahre 1955 sind auf den Schriftrollen Wortbruchstücke zu erkennen, die wohl eine andere Identifizierung als Wolf Dietrich von Raitenau ausschließen: „Archie“ (Archiepiscopus), „o gang“ (Wolfgango) und „Gente alle men“ (Gente Allemanniae). Die Identifizierung der Signatur als „Ponte Leandro“ wird in dieser Untersuchung ebenfalls bestätigt.

Leandro Bassano