Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

19. Juni 2012

1025

Werner Scholz*

(Berlin 1898 - 1982 Alpbach, Tirol)

„Lichterprozession“
1976
Öl auf Pappe
60 × 106 cm

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Auktion ist beendet.

Werner Scholz*
(Berlin 1898-1982 Alpbach Tirol)

Lichterprozession, 1976
(zu Ehren des Heiligen Martin am 11. November)
Öl auf Pappe
60 x 106 cm
Monogrammiert und datiert unten rechts: WS 76
Provenienz: österreichischer Privatbesitz
Literatur: Wolfgang Zemter (Hrsg.).: Werner Scholz. Zum 100. Geburtstag. Bönen 1998. S. 63, Nr. 46 (Abb.); Werner Scholz 1898-1982, Verzeichnis der Ölbilder mit einer Auswahl von Texten und Bildern aus dem Archiv des Nachlasses, hrsg. Von Claudia Grasse, 1998, S. 174 (o. Abb.)

Werner Scholz wurde 1898 in Berlin geboren. Bis 1933 galt er als einer der bedeutendsten sozialen Realisten. Eigenwillige Kraft, Echtheit des sozialen Pathos und eine fast grausame Wucht der Bildgestaltung zeichnen sein frühes Schaffen aus, das gegen Ende der zwanziger Jahre wachsende Beachtung und Anerkennung in den Kreisen der Künstler - darunter vor allem Emil Nolde -, der Kritiker und Museen fand. Das Motiv dieser Bilder ist der volkstümliche Untergrund des großen Berlin von ehedem mit seinen Merkwürdigkeiten des Menschlichen - konzentriert auf die Geschlossenheit und Unerbittlichkeit einer Gebärde.
Nach 1933 trifft auch Scholz die Verfemung. Er lebt und arbeitet weiter in Berlin, im Sommer bald auch in Alpach in Tirol, das ihm nach der Zerstörung seines Ateliers zum ständigen Wohnsitz wird. Hier erweitert sich der Themenkreis durch das Erlebnis einer kirchlich gebundenen bäuerlichen Gesellschaft und der unberührten Natur. Die Bildform wird offener, freier und entspannter, die Farbe gewinnt an Leuchtkraft. Der eigentliche Inhalt seiner Werke bleibt aber auch jetzt Unglück und Trauer, Einsamkeit und Verlorensein des Menschen, sein Dulden, Trotz und seine Sehnsucht nach gültigen Bindungen. Es entstehen groß gebaute Bilder mit Gestalten des Alten Testaments und der griechischen Sagenwelt, denen sich wie ohne Übergang Gemälde aus den Revieren der Technik zuordnen - scheinbar organisch belebt, Mythenbilder unserer Zeit.
Aus den Voraussetzungen des deutschen Expressionisumus hat Werner Scholz eine eigene, ausdrucksstarke Malerei entwickelt. Unbeirrbar ist er auf seinem Weg geblieben, heute so wenig ein Zeitgemäßer wie in den Jahren der Verfemung. (Hans-Georg Gadamer. Werner Scholz. Recklinghausen 1968)