Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Juni 2012

0026

„Herkules am Scheideweg“
Öl auf Leinwand, doubliert
147 × 108,5 cm

Schätzpreis: € 8.000 - 15.000
Ergebnis: € 6.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Künstler des 17. Jahrhunderts

Herkules am Scheideweg
Öl auf Leinwand, doubliert, 147 × 108,5 cm
Provenienz: Wiener Privatsammlung

Herkules wuchs zu einem schönen und kräftigen Jugendlichen heran. Er ging oft in die Einsamkeit der Wälder, um seinen Lebensweg zu überdenken. An einer Weggabelung standen eines Tages zwei Frauen, die eine strahlte Anstand aus, die andere Lust, es waren Virtus (Tugend) und Voluptas (Laster). Volptas wollte Herkules auf einen bequemen Weg locken und versprach ihm Vergnügen ohne Mühen. Die andere wies ihm einen steilen und steinigen Weg, an dessen Ende ihn ein hoher Lohn erwarte. Da Herkules erkannte, dass die Götter nichts ohne Leistung gewähren, keine Ernte ohne Saat, keinen Sieg ohne Kampf, beschloss er, den steilen und steinigen Weg der Tugend, an dessen Ende in das Dichterross Pegasos erwartete, dem üppigen, aber ziellosen Dickicht der Lust vorzuziehen (Xenophon, Memorabilia, II, 1, 21 f, vgl. Sabine Poeschl, Handbuch der Ikonographie, Darmstadt 2005, S. 329).
Das moralisierende Thema „Herkules am Scheideweg“ ist in Renaissance und Barock ein beliebtes Bildsujet und wurde unteranderem von Annibale Carracci (1596) oder Pompeo Batoni (1733) dargestellt. Auch Angelika Kauffmanns „Selbstbildnis am Scheideweg zwischen Musik und Malerei“(1791) kann auf dieses Grundthema zurückgeführt werden. Vorliegendes Gemälde zeigt jedoch eine eher seltene Darstellungsvariante, in welcher die innere Auseinandersetzung des Herkules zwischen Virtus und Voluptas als allegorische Versinnbildlichung präsentiert wird.
Links versucht Herkules mit Keule eine Türe zuzuhalten, durch welche die diversen personifizierten Laster, wie Macht (Krone), Müßiggang (Spiel, Schlaf) und Ausschweifung (Weinglas), in den Raum drängen. In der rechten Bildhälfte fliegen die Tugendallegorien wie Glaube, Mäßigung, Hoffnung und Liebe und die Mühe des Studiums aus dem Fenster.
Auf dem Regal im Hintergrund sind Bücher und ein Astrolabium erkennbar und verweisen auf Herkules als Symbolfigur für die Förderung von Künsten und Wissenschaften. Die die ganze Szenerie bekrönende Uhr steht allgemein für den Ablauf des Menschlichen Daseins. Durch ihre Platzierung auf der Seite der Tugenden kann sie jedoch zugleich als Symbol für die Dauerhaftigkeit der Tugenden interpretiert werden.