Auktionshaus

Auktion: Evening Sale - Zeitgenössische Kunst

27. November 2023, 19:00 Uhr

0026

Max Weiler*

(Absam bei Hall i. Tirol 1910 - 2001 Wien)

„Landschaftskomposition“
1955
Öl, Eitempera auf Papier, auf Leinwand; gerahmt
86,5 x 86 cm
Signiert und datiert rechts unten: Weiler 55

Provenienz

österreichische Privatsammlung

Literatur

Wilfried Skreiner, Almut Krapf, Max Weiler. Salzburg 1975, Abb. S. 227;
Otto Breicha (Hg.), Weiler. Die innere Figur, 171 Bildwerke seit 1933. Salzburg 1989, Abb. S. 97.

Dieses Gemälde ist unter der WVZ-Nr. 278 verzeichnet.

Schätzpreis: € 30.000 - 60.000
Ergebnis: € 39.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Mit seinem Blick auf das Geistige in der Natur avancierte der Tiroler Maler und Grafiker Max Weiler zu den herausragendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Weilers lyrische Landschaftsbilder nähern sich der Natur auf spirituelle und mystische Weise. Seine Werke sind das Resultat einer zeitlebens anhaltenden Leidenschaft zur Natur und seiner Umgebung, die er auf abstrakte Weise in teils monumentaler Ausführung projiziert. Bei Weiler geht es nicht um reale Beobachtungen, sondern um gelebte Empfindungen, die seinen Bildkosmos zu etwas absolut Einzigartigem machen. Als Weiler 1955 seine Landschaftskomposition malte, war er einerseits mit Anfeindungen wegen seiner Wandmalereien im Innsbrucker Hauptbahnhof konfrontiert, anderseits erfuhr er breite Anerkennung für seine Arbeit in der Friedenskirche und seiner Ausstellungsteilnahme an der V. Biennale in São Paulo.

Das vorliegende Werk zeichnet Weiler als feinen Arrangeur von Farbe und Form aus, der es gekonnt schafft, die Natur als abstraktes und spirituelles Gebilde erfahrbar zu machen. Die Landschaft erscheint als farbenreicher Bildkosmos, der sich aus benachbarten Formen und Strukturen zu einer raffinierten Synthese vereint. Der leere Bildhintergrund intensiviert dabei den abstrakten Charakter, der die Natur fast schwebend erscheinen lässt. Der bekannte Wiener Kunsthistoriker Otto Breicha nannte die Komposition „ein Gesteck frühlingshafter Farben“ (Otto Breicha (Hg.), Weiler. Die innere Figur. 171 Bildwerke seit 1933, Ausstellungskatslog, Museum des 20. Jahrhunderts, Wien 30.11.1989–28.01.1990, Salzburg [u. a.] 1989, S. 92). Das Werk reiht sich in eine neue Periode, die Weiler wie folgt beschrieb: „Ich brachte ein neues Element hinein, das der Spannung. Dazu sind alle Bildgegenstände nach vorne gerückt. Es gibt auch keine annähernde Landschaftswirklichkeit mehr. Es ist wie bei einem Steinschliff. Man kann diese Bilder nicht abstrakt nennen. Es ist auch nichts abstrahiert worden, die Bildgegenstände wurden vielmehr neu gemacht. […] Auf diesen Bildern gibt es Ölfarbe, dick und glänzend, und Temperafarbe, dünn und leuchtend. Schon das allein ist spannend – die wirkliche Spannung aber, die ich bei einigen Bildern bis zum Zerreißen spürte, entstand aus der Stellung der Bildgegenstände. Die Bilder sind viel größer gedacht, und nur mehr die Ränder der Gegenstände der gedachten riesigen Bilder ragen in mein wirkliches Bild herein“. (Wilfried Skreiner/Almut Krapf (Hg.), Max Weiler, Salzburg 1975, S. 35)

(Stefan Üner)