Auktionshaus

Auktion: Evening Sale - Klassische Moderne

27. November 2023, 19:00 Uhr

0011

Gustav Klimt

(Wien 1862 - 1918 Wien)

„Stehender weiblicher Akt mit verschränkten Armen (Studie im Zusammenhang mit "Die Freundinnen II", 1916/17)“
1916/17
Bleistift auf Papier; gerahmt
57 x 37,5 cm
Nachlass-Stempel rechts unten

Provenienz

Nachlass des Künstlers;
österreichischer Privatbesitz;
Auktionshaus im Kinsky, 21.11.2000, Nr. 122;
österreichischer Privatbesitz

Dr. Marian Bisanz-Prakken (Albertina, Wien) wird diese Zeichnung in den Ergänzungsband zu dem von Alice Strobl publizierten Werkverzeichnis der Zeichnungen von Gustav Klimt aufnehmen.

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 64.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die andere hier präsentierte Zeichnung, die Klimt im Zusammenhang mit dem Gemälde „Die Freundinnen“ geschaffen hat, vertritt den vielfach erprobten Typus der monumental isolierten, in der Fläche verankerten Frontalgestalt (Kat. Nr. 11). Anhand seiner autonomen Studien nach mehreren Modellen versucht Klimt das durch weiche Rundungen charakterisierte Körperideal der jungen „Freundin“ zu verinnerlichen. Von diesem Bestreben legt die vorliegende, nicht im Werkverzeichnis von Alice Strobl erfasste Zeichnung auf subtile Weise Zeugnis ab. Kleine Akzente wie die unterschiedliche Höhe der Strumpfbänder, die oberhalb der rechten Schulter gezeichneten Schraffen oder das leicht zur Seite gewendete Gesicht durchbrechen die strenge Symmetrie; als verspielte Note schauen die Hände der hinter dem Rücken verschränkten Arme hervor, die die Körpermitte umso schlanker erscheinen lassen. Der Verzicht auf die Wiedergabe der Füße rückt die Figur an den Bildrand heran und verstärkt den Eindruck einer sinnlichen Nähe; gleichzeitig verleiht der fehlende Kontakt mit dem Boden der Figur etwas Schwebendes. In Klimts Figurenzeichnungen blieb diese um 1900 entwickelte Formel, die das Spannungsverhältnis zwischen Sinnlichkeit und Metaphysik unterstreicht, bis zum Schluss wirksam.
(Marian Bisanz-Prakken)