Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

26. Januar 2016, 18:00 Uhr

0430

Bengt Lindström*

(Berg Municipality, 1925 - 2008)

„o.T.“
1980er Jahre
Acryl auf Papier auf Leinwand
106 × 75 cm
Signiert rechts unten: Lindström

Provenienz

2005 in der Galerie São Bento, Lissabon erworben; seither Privatbesitz, Spanien

Expertise: Das Certificate of authenticity der Lindstrom Art & Design AB aus Schweden liegt bei.

Schätzpreis: € 7.000 - 14.000
Auktion ist beendet.

Diese Arbeit gehört zu einer Reihe von Frauendarstellungen der Zeit um 1985, die ihre Vorbilder bereits in Bengt Lindströms figuraler Bildwelt der späten 1960er Jahre finden. Lindström beschäftigt sich besonders in den frühen 1980er Jahren mit Göttern und Gestalten der nordischen Mythologie, die seit seiner Kindheit in der Tradition Lapplands eine zentrale Rolle spielten. Unter anderem entstehen in dieser Zeit große „Walküren“, deren Ausdrucksformen der hier vorgestellten weiblichen Figur in ihrer Auffassung ähneln. Bengt Lindström konzentriert sich auf die gestischen Konturen des Körpers in reinem signalhaftem Rot, während die überdimensionierten Hände, das Gesicht und das Haar der Sitzenden in mehreren ineinander fließenden, verschiedenfarbigen Acryllagen aufgetragen sind. Der transparente Körper und dessen geschlossene Haltung wirken verletzlich, doch das maskenhafte Antlitz und die schützend großen Hände verleihen ihr physische Stärke und Präsenz.
Wie oft bei Bengströms Figuren, füllen deren Körperausschnitte die Bildfläche. Die expressive Gestik der Linien und Flächen gibt sich erst bei genauer Betrachtung als Körper zu erkennen. Im Vordergrund stehen die Farbigkeit und die spontan expressive Handschrift des Künstlers, die auf kraftvolle Art eine Situationsstimmung der Figur im Fokus entwerfen. In den 1980er Jahren entstehen etliche monumentale Plastiken im öffentlichen Raum. Lindström arbeitete mit Vorliebe in großzügigen Dimensionen, wie sich ebenso in den malerischen Kompositionen dieser Jahre zeigt. Die 1980er Jahre waren auch in der Malerei Skandinaviens von einer neuen Freiheit der Diktionen geprägt, die eine Hinwendung zum Figurativen als Konsequenz der abstrakten Avantgarde und der mitunter dogmatischen Auffassungen der vorangehenden beiden Jahrzehnte darstellt. Bengt Lindström ist der wohl wichtigste Vertreter der figurativen Malerei Schwedens und blieb während seines gesamten Schaffens seiner satten Farbigkeit treu, die zwischen Expression und ethnischer Tradition steht. (Claudia Lehner-Jobst)