Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

20. Juni 2024, 14:00 Uhr

5059

Arik Brauer*

(Wien 1929 - 2021 Wien)

„Eisensucher/Chercheurs de fer“
1961
Öl auf Holz; gerahmt
41 x 46 cm (Ausschn.)
Signiert rechts unten: Brauer
Rückseitig bezeichnet: Chercheurs de fer/Eisensucher

Provenienz

Privatbesitz, Deutschland

Literatur

Wieland Schmied (Hg.), Brauer, Wien/München 1972, S. 228, Abb. 69.

Schätzpreis: € 35.000 - 50.000
Meistbot: € 35.000
Auktion ist beendet.

Maler, Grafiker, Bildhauer, Musiker, Autor. Arik Brauer zählte zu den vielseitigsten Künstlerpersönlichkeiten der österreichischen Nachkriegsmoderne. Neben Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter und Anton Lehmden gilt er als Hauptvertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Brauers Themen kreisen um das Alte Testament, Kriege und die Umweltproblematik. Ausgehend vom Surrealismus vermischen sich in seinen Bildern Traum und Wirklichkeit, Reales und Unterbewusstes, Bizarres und Skurriles zu einer homogenen Synthese. Mit seiner figurativen Malweise im altmeisterlichen Stil, stand er als Gegenpol zur abstrakten Kunst der Fünfziger und Sechziger Jahre. Geboren 1929 in Wien, erlebte Brauer als Kind jüdischer Eltern die Schreckensherrschaft der Nazis am eigenen Leib. Von 1945 bis 1951 studierte er an der Akademie der bildenden Künste Wien und wurde Gründungsmitglied der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. In den Fünfziger und Sechziger Jahren lebte Brauer als Künstler, Sänger und Tänzer in Israel und Paris, wo er seinen künstlerischen Durchbruch feierte. 1965 ließ er sich wieder in Wien nieder. Von 1986 bis 1997 war Brauer Professor für Malerei an der Akademie am Schillerplatz. 2021 starb Brauer im Alter von 92 Jahren.

Im Ölbild der Eisensucher von 1961, vereint Brauer fabelhafte Wesen und Figuren in einer altmeisterlichen Szenerie, die an die groteske Welt von Hieronymus Bosch erinnert. Der weiche Pinselduktus im expressiven Farbenspiel intensiviert den surrealen Eindruck. Im Mittelpunkt des Geschehens steht ein tierähnliches Fabelwesen, das sich wie eine überlebensgroße Maschine durch die Erde bohrt. Bedient wird die Kreatur von einer Figur im prachtvollen roten Gewand. In malerischer Hochform und narrativer Erzählweise, stellt Brauer eine apokalyptische Dorflandschaft dar, die Aufbruch und Untergang suggeriert. Das Bild ist in Brauers Werkverzeichnis mit der Nummer Öl 69 dokumentiert. (Arik Brauer: Arik Brauer. Werkverzeichnis, Bd. 1, Wien 1984, S. 168, WV Nr. Öl 69) Über die Entstehung seiner Malerei schrieb Brauer einmal: „Das eine ist das Motiv, die dargestellte Geschichte, das Was. Das andere ist das Bildhafte, das Wie, und dieses ist das Wichtige. Das Motiv kann die Phantasie des Künstlers anregen und ihn vor eine bestimmte Aufgabe stellen.“ (Arik Brauer: Arik Brauer. Die Farben meines Lebens. Erinnerungen, Wien 2021, S. 238)

(Stefan Üner)