Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

20. Juni 2024, 14:00 Uhr

5011

Herbert Brandl*

(Graz 1959)

„o.T.“
2003
Öl auf Leinwand; ungerahmt
165 x 300 cm
Rückseitig signiert und datiert: Brandl 2003

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Vgl. Ausstellungskatalog, China retour. Im Osten geht die Sonne auf, im Westen auch., Wien 2005, S. 114, Abb. 19.

Schätzpreis: € 40.000 - 80.000
Meistbot: € 40.000
Auktion ist beendet.

Herbert Brandls erste Bergbilder entstanden nach einem Besuch in der Schweiz: Überwältigt von den majestätischen Gipfeln, Gletschern und dem strahlenden Licht speicherte er quasi die Archetypen des Gebirges im Kopf und begann, vorerst nur aus seiner Vorstellung heraus, Bilder zu malen, in denen Abstraktion und gegenständliche Malerei verschwammen. Später fanden auch Fotos als "Vorbilder" Verwendung. Die titellosen Werke fokussieren auf die Form, Erscheinung und Wesenheit der Berge, wobei Farbflächen gleichzeitig Schnee, Erde, Gras, Himmel, Eis oder Luft repräsentieren können.

Seine Bilder bereitet der Künstler gedanklich vor, gemalt aber werden sie mit einem sehr schnellen, expressiven Gestus, unter Miteinbeziehen von Zu- und Unfällen sowie ständigen intuitiven Änderungen. Real Gesehenes und unklare Erinnerungen werden so rasch und dynamisch in eine malerische Sprache umgesetzt. Dabei wird Farbe auch gerne einmal mit kleinen Holzklötzen oder Haushaltspapier verwischt. Mit der Tapezierbürste verwandeln sich weiße Spritzer in Schneefelder oder verputzartig mit der Spachtel aufgetragene und wieder abgekratzte helle Farbkrusten in Eis. Brandl nimmt Bilder aus der Natur, speichert sie und verarbeitet sie neu in der Malerei. Seine gewählte Form entspricht plakativen Sehgewohnheiten: monumentale Größen, intensive Farben und frontale Sichtweisen "erobern" die Landschaft, ohne sie zu beschädigen oder zu entwerten. Die Natur wird als abstrakte bildliche Illusion präsentiert, bei der reine Farbe eine sinnliche Verbindung zur Landschaft schafft.

„Gegenüberstehen und Umformen sind denn auch die beiden wichtigsten Kennzeichen der ästhetischen Naturbetrachtung und der Landschaftsmalerei. Landschaft ist nicht einfach eine Wahrnehmung der Erdoberfläche, sondern ein geistiger Akt, in dem mit Hilfe von Naturbeobachtung, Selbstreflexion und Stimmung der wahrgenommene Teil zum Abbild der ganzen Natur umgebaut und erlebt wird.“ (M. Eberle, Individuum und Landschaft: zur Entstehung und Entwicklung der Landschaftsmalerei, 2. Aufl., Giessen 1984, S. 9)

(Ina Waldstein)