4009
Werner Berg*
(Elberfeld 1904 - 1981 Rutarhof)
„Sursum corda“
1976
Öl auf Leinwand; gerahmt
63 x 89 cm
Monogrammiert rechts oben: W. B.
Provenienz
direkt vom Künstler;
Privatbesitz, Kärnten
Literatur
Wieland Schmied u. a., Werner Berg. Gemälde, mit einem Werkverzeichnis von Harald Scheicher, Klagenfurt 1994, WV-Nr. 1056, s/w-Abb. S. 319 sowie Farbabb. S. 140
Schätzpreis: € 100.000 - 200.000
Meistbot: € 160.000
Auktion ist beendet.
Die Aufforderung „Sursum corda – Erhebet die Herzen!“ ist Bestandteil der katholischen Messliturgie. Die Religion mit ihren Festen und Feiertagen bestimmte das Leben der Landbevölkerung im äußersten Süden Kärntens. Sie gliederte das Jahr und war Zufluchtsort und Rückhalt der hart arbeitenden Menschen. Hier ist an einem sommerlichen Kirchtag eine sich an die Brust klopfende Bäuerin vor der hellen, mit Ornamenten bemalten Wand des lichtdurchfluteten Kirchenraumes zu sehen.
„Sursum corda – Erhebet die Herzen“ wurde von Werner Berg wohl auch als Aufforderung gesehen, die die damals oft angefeindeten Slowenen des Grenzgebietes trotz aller Erschwernisse ihres Alltags, trotz aller Zurückweisungen und Missachtungen zu innerer Festigkeit und Größe verpflichtet. In diesem Sinne hat der Maler in seiner steten Parteinahme für Menschen am Rande der Gesellschaft wohl auch die im hellen Sommerlicht mit Kopftuch im Festtagsgewand betende Bäuerin gesehen.
Eine klare Dreieckskomposition bestimmt die Bildmitte, das die Rundformen variierende Blumenornament des Hintergrundes vermittelt fröhliche Zuversicht und geradezu beschwingt gelöste Festtagsstimmung.
In den Bildern seiner letzten Lebensjahre erreichte Werner Berg in konzentriertester Zuspitzung des Gestaltens die von ihm angestrebte größte Einfachheit und Klarheit der Bildaussage. Obwohl viele dieser Bilder von Schmerz und zunehmender Einsamkeit geprägt sind, zeigt gerade dieses ungewöhnlich helle Bild gleich einem Dur-Akkord exemplarisch seine gleichzeitige, eingehende Beschäftigung mit Elpis, dem Prinzip Hoffnung.
(Harald Scheicher)