Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Juni 2024, 14:00 Uhr

3013

Paul Troger

(Welsberg 1698 - 1762 Wien)

„Heilige Familie mit schlafendem Jesuskind“
um 1735
Öl auf Leinwand; gerahmt
124 x 94,5 cm
Signiert rechts unten: P. (Troger) f. (z.T. undeutlich)

Provenienz

ehemals Stift Seitenstetten, Niederösterreich;
von der Familie des derzeitigen Eigentümer direkt dort erworben und seither in österreichischem Privatbesitz

Literatur

Romanus Jacobs, Paul Troger, Wien 1930, S. 119;
Wanda Aschenbrenner/Gregor Schweighofer, Paul Troger. Leben und Werk, Salzburg 1965, S. 117;
Benedikt Wagner, Paul Troger und Seitenstetten, in: Öffentliches Stiftsgymnasium der Benediktiner in Seitenstetten, 4. Jahresbericht, Schuljahr 1997/98, S. 36f.;
Johann Kronbichler, Paul Troger. 1698-1762, Berlin/München 2012, WVZ Nr. G 71, S. 297f. und S. 95f. (Abb. G 71)

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Meistbot: € 30.000
Auktion ist beendet.

Das Gemälde besticht durch seine charakteristisch leuchtende, nahezu expressive Farbgebung und zugleich die innige Darstellung der Heiligen Familie in intimer und häuslicher Idylle. Hell beleuchtet sitzt Maria mit dem schlafenden Jesuskind auf dem Schoß, ein Buch haltend und neben ihr auf dem Steinpodest ein symbolträchtiger Korb mit Schere und Faden. Andächtig beugen sich der hl. Josef und zwei Engel aus dem farblich reduzierten Hintergrund nach vorne, während die imposante und stofflich meisterlich umgesetzte Schwinge eines der Engel die Szenerie überfängt.
Paul Troger beschäftigte sich mehrfach mit dem Thema der „Heiligen Familie“, beispielsweise im Seitenaltarbild der Elisabethinenkirche in Pressburg, in welcher die Szenerie in die häusliche Zimmermannswerkstatt verlegt wurde (vgl. Kronbichler 2012, G 158). Vorliegendes war in der älteren Literatur nur in verschmutztem und übermaltem Zustand bekannt und nur marginal beachtet. Die kürzlich erfolgte behutsame Reinigung und Restaurierung lässt das Gemälde jedoch nun in vollem Glanz strahlen und seine meisterliche Ausführung zur Geltung bringen. Auch Johann Kronbichler stellte bereits in seinem 2012 Werkverzeichnis zu Paul Troger fest, dass es sich bei dem Kniestück aufgrund der Qualität und Leichtigkeit um die ursprüngliche Fassung und Ausführung der Komposition handelt, welche ebenfalls in einer kleinformatigen, zur ganzfigurigen Zweitfassung ergänzten Variante dokumentiert ist (Öl auf Leinwand, 89 x 58,5 cm; vgl. Kronbichler 2012, G 72). Eine verwandte Darstellung des Themas „Maria mit schlafendem Kind“ befindet sich im Augustinerchorherrenstift Herzogenburg, Niederösterreich, in welcher der nahezu idente Typus des Jesuskindes präsentiert wird (Öl auf Leinwand, 92 x 77 cm; vgl. Kronbichler 2012, G 73).
Paul Troger gilt nicht nur als Rektor der Wiener Akademie der bildenden Künste (1754-57) als einer der prägenden Künstler des österreichischen Barocks. Im Südtiroler Pustertal geboren, ließ er sich nach einem Studienaufenthalt in Italien und Aufträgen in Salzburg schließlich in Wien nieder. Er stattete zahlreiche Kirchen und Klöster, vor allem in Niederösterreich, malerisch aus, so beispielsweise auch das Stift Seitenstetten, für welches er um 1735/40 mehrere imposante Deckenfresken schuf.