Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Juni 2024, 14:00 Uhr

3043

Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt)

(Grafenwörth 1718 - 1801 Stein)

„Vermählung von Bacchus mit Ceres“
1770er Jahre
Öl auf Leinwand; gerahmt
44 x 31 cm

Provenienz

laut Familienüberlieferung des Einbringers: seit mindestens Ende des 19. Jahrhunderts in Familienbesitz;
Privatbesitz, Wien

Literatur

wohl: Fritz Dworschak u.a., Der Maler Martin Johann Schmidt. Genannt "Der Kremser Schmidt". 1718-1801, Wien 1955, S. 170-171

Wir danken Dr. Georg Lechner, Wien, für die Besichtigung des Gemäldes im Original und die Bestätigung als eigenhändiges Werk von Martin Johann Schmidt.

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Meistbot: € 22.000
Auktion ist beendet.

Mit Martin Johann Schmidt, dem den österreichischen Spätbarock verkörpernden Meister, werden häufig vor allem religiöse Darstellungen in Verbindung gebracht. In seinem umfangreichen Oeuvre findet sich jedoch auch eine Fülle weltlicher Themen, wie Porträts oder Genreszenen. Kurz vor und in den 1770er Jahren beschäftigte er sich – im Zuge einer Wiederentdeckung antiker Stoffe – jedoch auch vielfach mit mythologischen Themen.
Bereits für seine 1768 entstandenen Aufnahmestücke in die Wiener Akademie wählte er mit dem „Schiedsspruch des König Midas zwischen Apoll und Marsyas“ und „Venus und Amor in der Schmiede des Vulkan“ Szenen aus den durch Homer, Virgil und Ovid überlieferten Erzählstoffen (vgl. Rupert Feuchtmüller, Der Kremser Schmidt. 1718-1801, Innsbruck/Wien 1989, WV 278 und WV 281).

In derselben Zeit beschäftigte er sich zunehmend mit der Radierkunst. In zahlreichen Druckgraphiken ist schon ab den späten sechziger Jahren erkennbar, dass Satyrstücke, Bacchanalien, Nymphen und Faune das Interesse des Künstlers und seines Publikums gefunden hatten, was in Folge auch zur Auseinandersetzung mit diesen Sujets und deren Ausführungen im Medium der Ölmalerei geführt hat (vgl. Feuchtmüller 1989, S. 135).
Die Druckgraphik zu vorliegendem in Öl ausgeführten Gemälde wurde meist mit der zeitgleich entstandenen Radierung „Die Erziehung von Satyrkindern“ auf einen Bogen gedruckt, von welcher ebenfalls ein Ölgemälde existiert (WV 400, D 22; WV 401, D 21). Auch eine Vorzeichnung der „Vermählung Bacchus mit Ceres“, sowie eine weitere Fassung in Öl (ehemals Sammlung Oser, Krems) aus dem Jahr 1776 sind bekannt (WV 399, 537).

Die locker gemalte Darstellung in den für den Meister typischen warmen Farben zeigt das frischvermählte Paar, Bacchus und Ceres, den Gott des Weines und die Göttin der Ernte und Fruchtbarkeit in einträchtiger Ruhe, während ein Satyr sie mit Musik und Wein unterhält. Über dem Geschehen erhebt sich links ein baldachinartiger Baumstamm, auf welchem spielende Putten emporklettern. Die geradezu als Momentaufnahme festgehaltene Szenerie, in der sich Bewegtheit und Ruhe gekonnt verbinden, zeugen davon, welch differenzierte und nahezu genrehafte Auffassung antiker Stoffe der Meister in seinen Kompositionen fand.